Bild nicht mehr verfügbar.

RTL-Experte Niki Lauda findet, die Formel 1 sei gut aufgestellt für die am 29. März in Melbourne anhebende Saison.

Foto: AP/Büttner

Standard: Die Formel 1 war immer auch ein Synonym fürs Geldverbrennen. Wird jetzt einfach weniger Geld verbrannt? Oder ist das die Chance zu mehr Sportlichkeit?

Lauda: Die Formel 1 gibt prinzipiell so viel Geld aus, so viel sie kriegt. Die Weltwirtschaftskrise reguliert das ganz einfach. Wenn weniger Geld vorhanden ist, wird weniger ausgegeben. Dieses Regulativ wirkt in der Formel 1 besonders. Da löst sich alles von selber. Für den Zuschauer ändert sich überhaupt nichts. Wir werden nach wie vor super Autorennen sehen.

Standard: Sind die vom Weltverband vorgeschriebenen Budgetobergrenzen der richtige Weg?

Lauda: In der Formel 1 wird, was die Krise angeht, alles richtig gemacht. Auch das Testverbot während der Saison ist sinnvoll.

Standard: Lassen sich diese Budgetkürzungen in der Praxis überhaupt kontrollieren?

Lauda: Davon gehe ich aus. Du unterliegst den Regelwerken. Wenn sie dir nachweisen, dass du das nicht einhältst, dann fliegst du raus. Das ist das beste Regulativ, das man haben kann.

Standard: Sie sind gegen das Energierückgewinnungssystem KERS. Aber passt das nicht gut in die Zeit?

Lauda: Natürlich passt das in die Zeit. Aber aufgrund der geringeren Einnahmen hätte ich das nicht jetzt eingeführt, sondern zwei Jahre später, wenn die finanzielle Lage wieder besser ist. Vom Grundprinzip ist es richtig, und davon kann auch das normale Auto etwas lernen. Aber es kostet 40 Millionen Euro, und deshalb habe ich nicht verstanden, warum man es jetzt einführt.

Standard: In den Neunzigerjahren wurde das Tabakwerbeverbot von vielen in der Formel 1 als existenzbedrohend angesehen. Die Autoindustrie und andere sind nahtlos eingesprungen. Jetzt hat die Autoindustrie ein Problem. Halten Sie es für möglich, dass eine neue Branche die Formel 1 als PR-Vehikel benützt? Die weltweiten TV-Zuschauerzahlen steigen ja jährlich.

Lauda: Die Formel 1 wird nur verwendet, wenn sich die Firmen das leisten können neben den normalen Marketingeinsätzen. Und wenn das Budget gekürzt werden muss, werde ich nicht meine Hauptwerbeaussagen abdrehen, sondern nehme einmal das zurück, was als Zusatz gemacht wird. Im Moment haben aber alle in der Formel 1 langfristige Verträge, es trifft niemanden. Auch die Automobilhersteller haben sich erst vor kurzem verpflichtet, bis 2012 dabei zu sein.

Standard: Wäre für Sie ein Einheitsauto vorstellbar?

Lauda: Das ist sinnlos. Dann sind alle Hersteller sofort weg.

Standard: Macht es für Österreich Sinn, sich noch einmal für die Formel 1 anzustellen?

Lauda: Überhaupt nicht. Das hat sich nie gerechnet, weder für Österreich, noch für die Formel 1. Und wir haben jetzt keine österreichischen Fahrer, keine Strecke.

Standard: Woran liegt es, dass es derzeit keinen österreichischen Fahrer gibt?

Lauda: Im Moment ist nicht einmal einer in der Nähe. Da spielt der Zufall eine große Rolle.

Standard: Was halten Sie von der neuen Regel, wonach der Fahrer mit den meisten Siegen Weltmeister wird?

Lauda: Finde ich sehr gut. Aber es ist ein Schwachsinn, zurückzuschauen und zu sagen, ein anderer wäre Weltmeister geworden, wenn ... Das ist die dümmste Aussage, die ich je gehört habe. Denn jeder fährt so, wie es das System von ihm verlangt. (Mit Niki Lauda sprach Benno Zelsacher - DER STANDARD PRINTAUSGABE - 21.3. 2009)