Wien - Weltmeister Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) ist begeistert. "Das Gaspedal hat in der Formel 1 ohnehin bereits eine enorme Wirkung. Aber mit KERS presst es dich noch viel mehr in den Sitz. Alles läuft ab wie im Zeitraffer oder im Schnellvorlauf. Das ist ein Wahnsinnsgefühl."

KERS heißt mit vollem Namen Kinetic Energy Recovery System. Der Internationale Automobilweltverband FIA erlaubt es ausdrücklich, macht es aber noch nicht zur Vorschrift. Die beim Bremsen entstehende Energie, die bis jetzt verlorenging, wird in Akkus oder einem Schwungrad gespeichert und zum Betrieb eines zusätzlichen Elektromotors verwendet. Diesen kann der Fahrer mit einem Knopf am Lenkrad für knapp sieben Sekunden pro Runde aktivieren, derart erhält er zusätzlich rund 80 PS, was beim Überholen sehr praktisch ist. Unpraktisch hingegen ist das hohe Gewicht von 30 bis 40 Kilogramm. Das erschwert die Abstimmung, weil weniger Ausgleichsgewichte zur Verfügung stehen, die man überall platzieren kann, und erhöht den Reifenverschleiß.

Quartett mit Knopf

Renault, Ferrari, BMW-Sauber und Mercedes-McLaren dürften KERS bereits beim WM-Auftakt am 29. März in Melbourne einsetzen. Die anderen Teams verzichten zunächst auf das System, dessen Entwicklung bis zu 40 Millionen Euro kostet. Diese Investition kann sich freilich nur für ein Team rechnen. Denn die FIA plant vor der nächsten Saison eine Ausschreibung, und der Bestbieter könnte dann alle Rennställe mit einem standardisierten System ausrüsten.

BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen: "Wir sind bei den Tests regelmäßig mit KERS gefahren, und es lief sehr gut. Wir werden von Strecke zu Strecke und von Fahrer zu Fahrer entscheiden." Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "So wie es jetzt aussieht, setzen wir KERS überall ein."

Überhaupt nicht begeistert ist Hamilton von der Regel, die jenen zum Weltmeister macht, der am Ende der Saison die meisten Siege hat. Die Regel wurde von der FIA ohne Absprache mit den Teams eben jenen verordnet. "Es ist eine Schande, was mit der Formel 1 passiert. Wie auch immer das Punktesystem ist, ich weiß, dass alle Fahrer immer alles geben", sagt Hamilton. (bez - DER STANDARD PRINTAUSGABE, 21.3. 21009)