Kunst", sagt Klaus Biesenbach, Chefkurator für Neue Medien am New Yorker Museum of Modern Art, "Kunst ist kein Luxusgut, sondern Essenz aus gelebtem Leben, Kreativität, Wahrheit und Schönheit." Das klang in den letzten Jahren ehrlich gestanden ein bisschen gar altmodisch und, ja, auch ein bisschen fad. Denn da war Kunst vor allem eines: hipp. Und: hurra, sehr teuer. So teuer, dass viele Museen nur mehr sammeln konnten, wenn sie dafür Sponsoren fanden. Namedropping und Kunstshopping, in einer nie enden wollenden Karawane zog die Geldelite von Kunstmessen zu Biennalen und weiter zu Auktionen, fiel in den Ateliers ein und schnappte sich gegenseitig die neueste, angesagteste Kunstware weg. Goldgräberstimmung. Aber nun, natürlich, erfasst die Krise auch die Kunst. Schicker, schöner, größer ist derzeit nicht. Die Frage ist letztlich, welche ethischen und ästhetischen Werte man dem ökonomischen Denken gegenüberstellt.

Bei den rumpeligen Kursen sind Aktienkäufe - außer unter hartgesottenen Börsenprofis - derzeit eher nicht sehr en vogue. Das könnte für zeitgenössische Kunst die große Chance bedeuten. Alle Auktionen der letzten Monaten zeigten: Wenn die Bewertungen der Werke realistisch und nicht überhöht sind, gibt es seriöse Angebote und ausreichend Nachfragen. Sicher, die Superstars, denen zuletzt die Arbeiten zu schwindelerregenden Summen aus der Hand gerissen wurden, noch ehe die Farbe richtig getrocknet war, werden es vielleicht wohl etwas billiger geben müssen. Aber all jene Künstler, die sich nicht im Hochpreissegment bewegen - und das sind die meisten -, könnten durchaus profitieren, wenn sich die Preise beruhigen und es wieder mehr um die Kunst und weniger um ihren Marktwert geht. Wenn das Bild nicht zur Flachware an der Wand und die Skulptur nicht zum Spekulationsobjekt verkommt.

Wenn Sponsoren ausfallen, werden auch Museen neue Strategien entwickeln müssen. Statt sich in austauschbaren Blockbuster-Ausstellungen niederzukonkurrenzieren, werden sie wieder mit den eigenen Sammelbeständen arbeiten müssen - und jenes eigenständige Profil entwickeln, das zuletzt, gerade in Österreich, oftmals eingemahnt wurde. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 21.03.2009)