"Desperate Housewives": Susan (Teri Hatcher) muss einen Teilzeitjob annehmen.

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Das Haus der Simpsons wird versteigert.

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Sehr viel gelacht haben die drei Mitarbeiter nicht, als sie vor Gericht über ihren Arbeitgeber aussagten. Bis zu 20 Stunden mussten sie schuften, ohne Pause - nicht einmal um zu essen, sieben Tage pro Woche. Ihr Arbeitgeber war Freemantle, Produzent von Realityshows wie "American Idol", "Thank God You're Here" und "Osbournes". Zu den ausbeuterischen Arbeitsbedingungen kommen gefälschte Gehaltsabrechnungen und Zeitaufzeichnungen, lautet der Vorwurf. Ein Urteil ist noch nicht gefällt, aber es könnte teuer werden. In einem ähnlichen Fall mussten im Jänner vier TV-Stationen und verschiedene Reality-Produzenten rund drei Mio. Euro zahlen, berichtet die "New York Times". Eine Verurteilung hätte womöglich zig ähnliche Prozesse zur Folge.

Und das in einer Zeit, in der die Branche, wie berichtet, mit der Krise kämpft. Die großen Medientrusts sparen bei allem, auch beim Programm. Und wenn Fernsehen gern für eskapistische Bedürfnisse genützt wird, gibt es im amerikanischen Unterhaltungsfernsehen neuerdings immer weniger Möglichkeiten dazu. Der Abschwung diente Latenighttalkern wie Jay Leno, David Letterman und Jon Stewart von Anfang an als willkommene Gelegenheit für Krisenwitze aller Art. Mit produktionstechnischer Verzögerung bahnt sich die Krise auch in den Hochglanzserien ihren Weg. Viele Drehbuchautoren setzen sich damit auseinander und zeigen Möglichkeiten, mit ihr umzugehen.

Vom Leben in Saus und Braus verabschieden müssen sich die Hausfrauen in "Desperate Housewives". Die Krise zwingt Susan (Teri Hatcher), einen Teilzeitjob anzunehmen. In der Pizzeria an der Wisteria Lane bleiben die Gäste aus, weil die Menschen weniger ausgehen.

Die kanadische Polizeiserie "Flashpoint" zeigt in einer Folge "Business as usual", wie ein Manager eine Millionenprämie kassiert, obwohl das Unternehmen pleite war.

In der Satireserie "30 Rock" melden sich frühere Manager von Lehman-Brothers: als Praktikanten bei NBC. Und Homer Simpson sieht sich mit der Kündigung einer Hypothek konfrontiert: Sein Haus wird versteigert.

Das hat Folgen für das angeschlagene männliche Selbstbewusstsein: Echte Helden wie die naseweisen Forensiker aus "C.S.I." sind out. Viel beliebter sind die Versager: Zum Beispiel Danny de Vito, der in "It's Always Sunny in Philadelphia" einen halbseidenen Geschäftsmann spielt, der mitten in seiner Midlifecrisis die Vorzüge der Jugend noch einmal so richtig auskostet und sich natürlich dauernd lächerlich macht. 

Fasziniert "von allem, was mit ihren Genitalien oder ihrem Verdauungssystem zu tun hat" (Süddeutsche Zeitung) sind die Hauptdarsteller von "Testees". Beim Armdrücken gegen eine alte Dame geht Loser Tim aus der HBO-Cartoonserie "The Life and Times of Tim" glatt unter. Einen Pilotfilm bestellte ABC zur Serie "No Heroics" mit Möchtegernhelden. Die wahren Superhelden erleben nur in Zeichentrickfilmen einen Aufschwung: Figuren mit klingenden Namen wie "Captain America" , "Silver Surfer" und "Iron Man" kämpfen gegen das Verbrechen.

Vorbildlich und tapfer halten sich dagegen Frauen in Serie: In The Good Wife kehrt Julianna Margulies ("Emergency Room" ) als Exgattin eines Politikers in ihren alten Beruf als Strafverteidigerin zurück und versucht, vor Gericht zu bestehen. Anne Heche darf nach "Men in Trees" in Alaska bald auf HBO einem erfolglosen Basketball-Trainer in "Hung" die Leviten lesen. 

Apropos HBO: Der Bezahlsender beweist Mut und investiert. Vor kurzem gelang ein aufsehenerregender Coup, der für viele Zuschauer Licht ins Dunkel der Sinnkrise bringt: David Chase, Erfinder der "Sopranos" macht sich wieder ans Werk: In der Miniserie "A Ribbon of Dreams" führt er in die Anfänge Hollywoods. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.3.2009)