Graz/Wien - In Ärztekreisen herrscht Aufregung, in Polizeikreisen in man stolz: In Niederösterreich wurde erstmals ein Arzt verhaftet, weil er gegen Bezahlung Dauerrezepte für Substitol ausgestellt und damit - bewusst oder unbewusst - einen schwunghaften Handel mit dem Drogenersatzmittel ermöglicht haben soll. Die Polizei war im Rahmen von Ermittlungen gegen mutmaßliche Dealer in der Steiermark auf den Mediziner gestoßen. Insgesamt wurden acht mutmaßliche Suchtmittelhändler und 120 Konsumenten angezeigt.

Hauptverdächtiger ist ein 38-jähriger Mann, der selbst abhängig ist. Er soll mindestens 10.000 Stück 200-mg-Substitol-Kapseln allein in der Steiermark verkauft haben. Sein mutmaßlicher Komplize soll auch versucht haben, mit geladener Waffe ein Postamt in Graz zu überfallen.

Dem 41-jährigen Arzt und Psychotherapeuten aus dem Bezirk Hollabrunn wird vorgeworfen, Dauerrezepte zum Bezug von Substitol, das in der Substitutionsbehandlung angewendet wird, aber auch immer wieder auf dem Schwarzmarkt landet, ausgestellt zu haben. In Ärztekreisen hieß es hingegen, dass die Substitol-Rezepte amtsärztlich genehmigt gewesen seien. Bei der Bezahlung habe es sich um übliche Honorare einer Privatpraxis gehandelt. (simo/DER STANDARD-Printausgabe, 21.3.2009)