Bild nicht mehr verfügbar.
Barack Obamas Finanzminister Timothy Geithner stellte am Montag Details für eine Entgiftungskur der US-Bankenwelt vor: Bis zu 1000 Milliarden Dollar an toxischen Produkten sollen aus den Bilanzen fallen.
US-Finanzminister Timothy Geithner hat nun die mit Spannung erwarteten Details für den nächsten Schritt zur Entlastung der Banken bekanntgegeben. Die Regierung will private Investoren beim Aufkauf fauler Kreditpapiere unterstützen und dafür bis zu 100 Milliarden Dollar (74 Mrd. Euro) springen lassen. Dem Finanzsektor sollen toxische Produkte von 500 bis 1000 Milliarden Dollar abgenommen werden, erklärte der US-Finanzminister am Montag. Der Anreiz für die Investoren? Diese erhalten Forderungen aus Immobilien- oder Autokrediten, annähernd zum Nulltarif.
Sollte sich die Wirtschaftslage bessern, könnten sie die Papiere mit Gewinn weiterverkaufen. Bis dahin helfen neben der staatlichen Anstoßfinanzierung Kreditgarantien der öffentlichen Einlagensicherung. Das Ziel? Die Banken sollen - von den faulen Krediten befreit - wieder Vertrauen fassen und ihre Ausleihungen ankurbeln.
***
Washington - US-Finanzminister Timothy Geithner will den Privatsektor in den USA in die Pflicht nehmen, um die Entgiftungskur für das darniederliegende Bankensystem zu bezahlen: Wie bereits im Februar angekündigt, soll eine Art Bad Bank in Form eines Public-Private-Partnerships geschaffen werden, die den Banken derzeit unverkäufliche Wertpapier ("toxic assets", die US-Regierung bevorzugt die Bezeichnung "legacy assets", also Altlastenpapiere) abkauft, und so die durch Angststarre gelähmten Kreditmärkte wieder zu beleben.
"Damit dieses Programm funktioniert, müssen sich Investoren darauf vorbereiten, einiges an Risiko zu übernehmen", sagte Geithner am Montag. Die Hereinnahme Privater soll laut der US-Regierung dafür stehen, dass für die Giftpapiere Marktpreise gebildet werden, damit der Steuerzahler nicht übermäßig zur Kasse gebeten werde. Im bereits von der Regierung unter George W. Bush genehmigten Bankenrettungspaket seien noch genug Mittel vorhanden, um dem Programm einen Kickstart zu ermöglichen, so Geithner weiter.
Aus dem sogenannten Troubled Asset Relief Program (Tarp), eben jenem 700-Milliarden-Dollar-Pakets der Vorgängerregierung, sollen 75 bis 100 Millionen Dollar genommen werden, um den Aufkauf der Papiere zu initiieren. Mit Privatkapital könnten 500 Milliarden Dollar bewegt werden, bei einem Erfolg wären bis zu einer Milliarde Dollar möglich, schreibt das US-Finanzministerium in einer Zusammenfassung am Montag. Das entspricht ungefähr dem zweieinhalbfachen der österreichischen Wirtschaftsleistung.
Dabei sollen den Banken sowohl notleidende Kredite von Hausbesitzern oder Autokäufern abgekauft werden als auch illiquide Wertpapiere aus den Sekundärmärkten - etwa jene Asset-backed-Securities (ABS), deren Basismärkte zusammengebrochen sind, was wegen der weltweiten Verbreitung der ABS die derzeitige Wirtschaftskrise ausgelöst hat. Für die Wiedervermarktung der Papiere hat die staatliche Institution dann mehr Zeit, das erlöste Kapital sollten die Banken in die Kreditmärkte stecken, um das Wachstum wieder anzukurbeln.
Zwei der größten US-Investmenthäuser, Blackrock und Pimco, haben bereits Interesse an einer Teilnahme anklingen lassen: "Das ist womöglich die erste Win-Win-Politik, die auf den Tisch gelegt wird", sagte Bill Gross, ein Spitzenmanager bei Pimco, "wir haben vor, uns zu beteiligen und werden unseren Teil beitragen, um sowohl unsere Klienten zufrieden zu stellen wie auch die wirtschaftlichen Erholung unterstützen."
Das Bad-Bank-Modell (die US-Regierung vermeidet auch diesen Terminus penibel) wird als Entscheidungstest für Geithner gesehen, ein Mangel an schnellen Erfolgen würde wohl auch die Karriere als US-Finanzminister beenden. Der deutschstämmige Demokrat war zuletzt ins Schussfeld der Republikaner geraten, als bekannt geworden war, dass sein Ministerium von umstrittenen Bonus-Zahlungen an Manager des teilverstaatlichten Versicherungskonzerns AIG gewusst habe. Barack Obama hat sich bisher stets vor seinen Finanzminister gestellt, ein Rücktrittsgesuch würde er nicht annehmen, betonte der Präsident zuletzt.
Die Börsen reagierten mit Gewinnen auf die Ankündigung, der Dollar steig im Vergleich zum Euro ebenfalls deutlich. (szem, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.03.2009)