(Ein Ehepaar um die siebzig. Kaffee, Wasser, Zeitungen.)

ER: Lebenslänglich gehört dem mindestens, dem Frodl.

SIE: Nicht Frodl. Frodl war zwar auch Mörder, aber der ist längst wieder draußen.

ER: Fraydl?

SIE: Fraydl war Tormann. Du hast immer geschwärmt von ihm. Ich glaube nicht, dass er jemals straffällig geworden ist.

ER: Fraydl, stimmt. Sechziger Jahre... Das waren Zeiten... Dagegen heute... Nur Verbrecher überall... Aber so was Einzigartiges wie das von dem Fissler... Weißt du, was ich machen tät' mit dem?

SIE: Fissler ist ein Kochtopf.

ER: Dann Freisler.

SIE: Auch nicht. Freisler war Nazi.

ER: Na und? Dieser Flachmann doch auch, dieser Förster! Was glaubst du, warum so was immer nur in Österreich passiert?

SIE: Oder in Japan.

ER: Oder in Japan, genau. Ich tät' den in den Keller sperren, genau wie er die Tochter. Nix G'scheites zum Essen tät' er kriegen, und jeden Tag tät' er vergewaltigt werden.

SIE: Ich weiß nicht, ob das -

ER: Lebenslänglich. Dann tät' er sich's merken.

(Er nimmt einen Schluck Kaffee. Lange Pause.)

SIE: Förster ist auch falsch.

ER: Flöttl?

SIE: Flöttl doch nicht! Auch nicht Figl und Flögel.

ER (überlegend): F. ... F. ...

SIE: Manchmal ist es echt ein Problem, wenn man nur Qualitätszeitungen liest.

(Vorhang)

(Antonio Fian, DER STANDARD/Printausgabe, 23.03.3009)