Oranienburg - Mit einer Sonderausstellung und einer internationalen Konferenz wollen die KZ-Gedenkstätten Sachsenhausen in Oranienburg und Ravensbrück in Nordbrandenburg an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren erinnern. "Wir wollen die Spezifik dieses rassistischen Krieges darstellen, dessen Ziel auch die Ausrottung der osteuropäischen Völker war", sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Günter Morsch, am Montag. Dies habe nicht erst mit Überfall auf die Sowjetunion 1941 begonnen, sondern schon im September 1939 mit dem Einmarsch in Polen.

Im Mittelpunkt der Veranstaltungen soll stellvertretend für Aktionen in anderen Ländern die Verfolgung polnischer und tschechischer Eliten stehen. Viele führende Intellektuelle und Künstler seien nach dem deutschen Einmarsch in das KZ Sachsenhausen gebracht worden, berichtete Morsch. Als Beispiele nannte er die Deportation von 170 Professoren der Krakauer Jagiellonen-Universität und 100 katholischen Geistlichen aus Lublin sowie von mehr als 1.000 Studenten der Prager Karls-Universität im Spätherbst 1939.

Aufarbeitung

"Diese Ereignisse haben damals weltweit für viel Aufmerksamkeit gesorgt und sind bis heute tief in der Erinnerung der betroffenen Länder verwurzelt", sagte der Historiker. Unter den polnischen Geistlichen seien auch Lehrer des späteren Papstes Johannes Paul II. gewesen. In der DDR, aber auch unter den kommunistischen Regierungen Polens und der CSSR waren diese Vorgänge erst in den 80er Jahren sehr zurückhaltend thematisiert worden.

Die Gedenkstätte Ravensbrück will zudem an den 70. Jahrestag der Eröffnung des einzigen Frauen-Konzentrationslagers auf deutschen Boden erinnern. Dort waren zwischen 1939 und 1945 etwa 132.000 Frauen und 20.000 Männer gefangen gehalten worden. Zehntausende wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten oder nach medizinischen Experimenten. Anlässlich des 50. Jahrestages der Gedenkstätteneröffnung soll auch die politische Instrumentalisierung der Geschichte in der DDR geschildert werden, wie Gedenkstättenleiterin Insa Eschebach sagte.

Thema Euthanasie

In Brandenburg/Havel will die Stiftung eine Gedenkstätte zur Geschichte der Morde an psychisch Kranken einrichten. "Obwohl in der Stadt die ersten Gaskammern für die sogenannte Euthanasieaktion standen, ist Brandenburg der einzige Ort, in dem es bisher keine Ausstellung darüber gibt", sagte Morsch. Dort war 1940 nach einer "Probetötung" die Entscheidung für das Mordverfahren mit Gas gefallen. "Von Brandenburg führt ein direkter Weg zu den Gaskammern in den Vernichtungslagern des Holocaust", sagte Stiftungssprecher Horst Seferens. (APA/AP)