Mit drastischen Worten haben Vertreter des Produzentenverbands Film Austria auf die finanzielle Situation der österreichischen Filmwirtschaft hingewiesen: "Es geht ums nackte Überleben", meinte der Produzent Danny Krausz (Dor Film) bei einer Pressekonferenz in Wien. Zwar vertraue man auf die im Regierungsprogramm angekündigte Erhöhung des Filminstituts-Budgets auf 20 Millionen Euro und des RTR-Fonds auf 15 Millionen Euro. Doch wenn der ORF das Film/Fernseh-Abkommen aufkündige und als Partner wegfalle, wäre dies "katastrophal". Als zentrale Forderung wurde eine Zweckwidmung von 25 Prozent der Gebühreneinnahmen für die Filmwirtschaft propagiert.

Der ORF habe bisher rund 90 bis 100 Millionen Euro im Jahr für Aufträge an die Filmwirtschaft ausgeschüttet, erläuterte Allegro-Produzent Helmut Grasser. Heuer würden es allenfalls 80 Millionen Euro sein, für die kommenden Jahre seien weitere Kürzungen vorgesehen. Andreas Kamm von MR-Film präzisierte, dass der Anteil an österreichischen TV-Serien, -Filmen oder -Dokus stark abnehme - schon derzeit machten die ORF-eigenen Aufwendungen dafür "nur vier Prozent des Konzernumsatzes" aus - "das sind eigentlich keine Riesensummen". Das schlage sich auch im Programm nieder: "Nicht einmal eine Serienfolge aus Österreich pro Woche, nicht einmal einen österreichischen Spielfilm pro Monat" gebe es im ORF zu sehen, hieß es.

Sicheritz: An den Inhalten liege es nicht

An den Inhalten liege es jedenfalls nicht, wird seitens der Produzenten und des Regisseurs Harald Sicheritz betont. Ein Oscar und eine Oscar-Nominierung in den vergangenen beiden Jahren, eine Verdreifachung des nationalen Marktanteils im Kino, hohe Fernseh-Quoten: Rund 1,2 Millionen Kinobesucher gab es für österreichische Filme in den den vergangenen zwölf Monaten, "Die Fälscher" von Stefan Ruzowitzky erreichten bei der TV-Ausstrahlung eine Million Zuseher. "Mit welcher Kaufserie erreicht der ORF denn solche Quoten?", fragte Grasser. Stattdessen gebe es rückläufige Werbeeinnahmen aufgrund gestiegener Werbefenster-Reichweiten der deutschen Privatsender und Ausgaben für Kaufserien - die dadurch wegfallenden 300 Millionen Euro würden in Österreich etwa 5.000 Arbeitsplätze bedeuten, so Kamm.

Man wolle sich nicht in die Personaldebatte oder die ORF-Geschäftsführung einmischen, so die Filmwirtschaft. Der Ansprechpartner sei die Bundesregierung, die das ORF-Gesetz reformieren müsse. Einerseits solle die Regierung dafür sorgen, dass der ORF das Film/Fernseh-Abkommen weiterführe und auf zehn Millionen Euro im Jahr aufstocke - "das würde halbwegs für ein Gleichgewicht sorgen", so Krausz. Zentral sei aber die Forderung nach einer gesetzlich festgeschriebenen Quote, was die Gebühreneinnahmen betreffe: "Die Gebühren müssen für den ORF da sein - und wir wollen 25 Prozent davon für die Filmwirtschaft." Dass man sich jetzt - noch vor der Budgetrede - an die Öffentlichkeit wende, ist für Krausz kein Thema: "Wir wollen uns nicht wie bei der AUA anhören, die Maßnahmen hätten zwei Jahre früher getroffen werden müssen." (APA)