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Die Milchbauern in der EU stöhnen unter massiver Überproduktion und fallenden Preisen. Die EU-Kommission hat bereits 100.000 Tonnen Milchpulver und 30.000 Tonnen Butter aufgekauft.

Foto: AP/Endlicher

Butterberge und Milchseen kehren in die EU zurück. Die Milchbauern leiden unter enormer Überproduktion, sagte Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich. Die EU reagiert mit Aufkäufen und Preisstützungen.

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Brüssel/Wien - Rund 30.000 Tonnen Butter und mehr als 100.000 Tonnen Milchpulver hat die EU bereits vom Markt genommen, doch die Preise für Milchprodukte sinken vor allem wegen nachlassender Nachfrage aus Asien weiter.

"Die Schere zwischen Kosten und Erlösen geht auseinander", sagte Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich am Rande eines Treffens mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel. Zusammen mit Deutschland, Slowenien, der Slowakei und Ungarn hat Österreich dem Agrar-Ministerrat ein Memorandum vorgelegt, das ein Bündel von Maßnahmen vorsieht: Exporterstattungen, weitere Aufkäufe durch die EU-Kommission, den Ausbau des Schulmilchprogramms und die regelmäßige Überprüfung der Marktlage. 19 Länder hätten sich für das Memorandum oder Teile davon ausgesprochen, sagte Berlakovich.

"Die Lage auf dem Milchmarkt ist desaströs," sagte der Landwirtschaftsminister. In manchen Ländern wie Estland, Polen und Belgien bekämen die Bauern nur noch 15 bis 20 Cent pro Liter Milch. In Österreich müssten die Betriebe bei solchen Erlösen zusperren. Österreichische Milchbauern bekämen derzeit im Schnitt 31 Cent pro Liter Milch, ein Niveau von mehr als 40 Cent sei wünschenswert. Von der EU-Kommission ist Berlakovich enttäuscht. "Ich habe mir mehr erwartet," sagte er.

Die Kommission unterstütze zwar die Ausweitung von Absatzförderung auf Joghurt und Fruchtmolke, wolle ansonsten aber nur den Markt beobachten, sagte Berlakovich. Nach Ansicht der EU-Behörde habe sich der Markt durch die Exporterstattungen und Aufkäufe bereits stabilisiert.

Nutzbar für Investitionen in die Milchwirtschaft und für die Absatzförderung wären auch die EU-Mittel für die ländliche Entwicklung in Österreich in Höhe von 45 Mio. Euro im Rahmen des vom EU-Gipfel vergangene Woche beschlossenen EU-Konjunkturprogrammes, sagte Berlakovich. Die Hilfen müssen von den Staaten kofinanziert werden. In Österreich ist die Situation mittlerweile so angespannt wie voriges Jahr, als es in ganz Europa zu Demonstrationen und Protesten von Milchbauern kam. Bauern, die keine langfristigen Abnahmeverträge mit Molkereien haben, bekommen auf dem Markt bestenfalls 20 Cent für den Liter Milch - kostendeckend wird es ab 30 Cent.

"Wir ersaufen in Milch", beschreibt Ewald Grünzweil, Obmann der IG Milch, die Situation. Derzeit hat Österreich eine Zuteilung von knapp 2,8 Millionen Tonnen Milch im Jahr; aufgrund der schrittweisen Aufweichungen bei den Quoten kommen heuer rund 70.000 Tonnen dazu, die zusätzlich angeliefert werden dürfen und aufgrund der gleichbleibenden Nachfrage den Preis verwässern.

Vor allem müsse man den Bauern helfen, die keine langfristigen Abnahmeverträge haben, meint Grünzweil, also etwa jenen 130 Oberwarter Milchbauern, die die Molkerei Mona belieferten. Diese ist aber gänzlich auf Sojaprodukte umgestiegen und verkaufte ihre Milchgeschäft ( sprich: die erlaubten Milchquoten) an die Molkeiei Nöm. Die Nöm allerdings erneuerte die Abnahmeverträge mit den Bauern nicht, erklärt Grünzweil.

Solchen Bauern will die IG Milch künftig die Milch abnehmen und über Spotmärkte Abnehmer suchen. Auch hier ist der Preis maximal 20 Cent.

Die Agrarminister diskutieren am Montag auch über die Folgen der jüngsten Abstimmungsniederlage für die EU-Kommission zum Anbau von Genmais. Die Niederlande verlangen mehr Selbstbestimmungsrecht für die einzelnen EU-Staaten. (Michael Moravec, Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.03.2009)