Er habe das Buch "mit Empathie für die russländischen Bürger, die kulturelle und spirituelle Kraft der russländischen Gesellschaft geschrieben" , bekennt der Autor eingangs. Und schließt sein Werk folgerichtig mit der Erwartung, dass "unterhalb der Aschenreste der Glanz des Phönix immer sichtbarer werden wird".

Gerhard Mangott, Politologe und Osteuropa-Experte an der Universität Innsbruck, ist österreichischen Medienkonsumenten als Analytiker und Kommentator der Entwicklung in Russland bekannt. Mit dem vorliegenden Werk fasst er die Entwicklung der Russischen Föderation seit dem Ende der Sowjetunion, vom Aufstieg Boris Jelzins bis zum heutigen "Duumvirat" zwischen Präsident Dmitri Medwedew und Premier Wladimir Putin, zusammen und beleuchtet das Machtgeflecht zwischen Politik, Wirtschaft und Sicherheitsapparat. Zu den weiteren Perspektiven der Doppelherrschaft entwickelt er drei Szenarien mit offenem Ausgang. Energie- und Außenpolitik werden in ihren sensiblen Aspekten dargestellt.

Das Buch liefert eine solide Basisinformation zum Verständnis des heutigen Russland, wenngleich mit Einschränkungen. Mangott konzentriert sich im Personellen wie im Sachlichen auf die formalen Strukturen. Das Unterschwellige, das Informelle, die Potenziale einer russischen Zivilgesellschaft bleiben praktisch ausgeklammert. Dazu kommt, wie das Beharren auf dem Adjektiv "russländisch" und die in breiteren Medien ebenfalls ungewohnte Transkription (Beispiel: Èubais statt Tschubais) zeigen, ein unnötiger wissenschaftlicher Snobismus. (jk/DER STANDARD, Printausgabe, 24.3.2009)