Als vor 33 Jahren ein türkischer Präsident zuletzt den Irak besuchte, war Saddam Hussein nominell noch der zweite Mann im Staat. Die beiden Nachbarländer verband ein besonderes Interesse: In der Türkei war die kurdische PKK in Formation begriffen, im Irak stand die Friedensphase zwischen irakischen Kurden und der Baath-Partei vor dem Zusammenbruch. Beide Zentralen, Ankara und Bagdad, gingen in den folgenden Jahren im Namen der nationalen Einheit jeweils brutal gegen ihre Kurden vor. Die Beziehungen waren gut und stabil.

Zwar waren die irakischen Kurden de facto bereits nach 1991 autonom, aber erst 2003 brachte den Zusammenbruch des ganzen Systems Saddam. Die Folge aus der Sicht der Türkei: ein Nachbarstaat am Rande des Auseinanderbrechens und ein unabhängiger Kurdenstaat am Horizont, mit "Ansteckungsgefahr" für die türkischen Kurden. Die unangenehme Konstante war, dass die PKK den Nordirak weiterhin als Rückzugsgebiet betrachtete. Und das alles bei ausgesprochen schlechten Beziehungen zu den USA, die ihrerseits mit dem Abrutschen des Irak völlig überfordert waren.

Heute ist die Sicherheitslage wieder besser, und die Ängste in Ankara sind dementsprechend geringer. Und nach drei Jahrzehnten ist wieder ein türkischer Präsident in Bagdad. Uneingestanden bleibt jedoch, dass die Gesprächspartner nicht nur in Bagdad, sondern auch in Erbil, dem Sitz der kurdischen Regionalregierung im Nordirak, sitzen. Die türkischen Geschäftsleute haben das viel früher begriffen als die Politiker und sich bald nach 2003 dort engagiert. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Printausgabe, 24.3.2009)