Jerusalem - Eine israelische Menschenrechtsorganisation hat dem Militär die Verletzungen von Verhaltensvorschriften im Umgang mit Verletzten im Gaza-Krieg vorgeworfen. Die Gruppe Ärzte für Menschenrechte-Israel (PHR) berichtete am Montag von Vorfällen, in denen die israelische Armee die Evakuierung verletzter Zivilisten tagelang untersagt oder deren Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser für beträchtliche Zeit verhindert haben soll.

Zudem seien 34 medizinische Einrichtungen angegriffen und palästinensische Rettungsteams an der Behandlung von Verwundeten gehindert worden. Das israelische Militär habe "fast ohne Unterschied auf solche Teams geschossen", sagte Zwi Bentwich, ein Aufsichtsratsmitglied der Organisation. Die genannten Verfehlungen seien "Ausdruck unklarer Befehle an die Soldaten im Einsatz", sagte Bentwich.

Armee weist Vorwürfe zurück

Das israelische Militär wies die Vorwürfe zurück. Die Einsatzkräfte seien angewiesen gewesen, mit äußerster Vorsicht vorzugehen, um medizinischen Einrichtungen und Fahrzeugen keinen Schaden zuzufügen. So habe es "mehrere Fälle gegeben, in denen israelische Kräfte aufgrund der Anwesenheit medizinischer Fahrzeuge oder Personals ein Vorgehen unterließen", erklärte die Pressestelle der Armee. Nach Angaben des Sprechers hatte die Hamas zudem "systematisch medizinische Fahrzeuge, Einrichtungen und Uniformen missbraucht, um terroristische Aktivitäten zu verbergen sowie Rettungsfahrzeuge für den Transport von Kämpfern und Waffen benutzt".

Das israelische Militär sieht sich dem Vorwurf von Kriegsverbrechen ausgesetzt, weil Armeeangehörige in der vergangenen Woche in israelischen Medien über die Tötung von Zivilisten während der 22-tägigen Gaza-Offensive berichteten. Verteidigungsminister Ehud Barak wiederholte als Reaktion auf die jüngsten Vorwürfe seine Darstellung, die israelischen Streitkräfte seien die moralisch vorbildlichste Armee der Welt. Das Militär hat unterdessen eine interne Untersuchung der Vorwürfe angeordnet. (APA/Reuters)