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Foto: AP/Yechiel

Genf/Jerusalem - Israelische Soldaten haben laut einem UNO-Bericht im Gaza-Krieg einen elf Jahre alten Palästinenser als menschliches Schutzschild missbraucht. Der 43-seitige Untersuchungsbericht führe noch viele weitere dokumentierte Menschenrechtsverletzungen auf, sagte die UNO-Gesandte zum Schutz von Kindern in bewaffneten Konflikten, Radhika Coomaraswamy. Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtete von einem weiteren Skandal und veröffentlichte Bilder von T-Shirts mit menschenverachtenden Aufdrucken, die Soldaten zum Abschluss ihrer Grundausbildung trugen.

Das Blatt zeigte am Montag Bilder von fünf solcher Shirts. Zu sehen sind darauf unter anderem eine schwangere Frau und der Schriftzug "Ein Schuss, zwei Treffer". Ein weiteres T-Shirt ist mit dem Bild eines Kindes im Visier eines Gewehrs bedruckt, dazu heißt es "Je kleiner sie sind, desto schwieriger ist es".

"Geschmacklos"

Die Streitkräfte verurteilten das Tragen der Hemden als "geschmacklos" und kündigten disziplinarische Konsequenzen für die betroffenen Soldaten an. Generalstabschef Gabi Ashkenasi erklärte vor Rekruten, er gehe davon aus, dass mit "außergewöhnlichen Ereignissen" entsprechend umgegangen werde. Das Unternehmen in Tel Aviv, das die Leiberl hergestellt hat, äußerte sich zunächst nicht. Unklar war, wie viele der Hemden in Umlauf waren.

Rechtsbruch

In Genf erklärte die UNO-Gesandte Coomaraswamy, der Vorfall mit dem elfjährigen Buben im Gaza-Krieg stelle einen klaren Bruch israelischen und internationalen Rechts dar. Israelische Soldaten zwangen den Palästinenser dem Report zufolge am 15. Jänner vor ihnen zu laufen, während sie in das Viertel Tel al Halwa von Gaza vorrückten, von wo auf sie geschossen wurde. Zudem zwangen sie den Buben, vor ihnen in Gebäude zu gehen.

Die diplomatische Vertretung Israels in Genf erklärte, die Vorwürfe würden geprüft. Man werde dazu noch am Montag vor dem UNO-Menschenrechtsrat Stellung nehmen.

Gezielt Kinder erschossen

In dem Bericht wurde den israelischen Streitkräften auch vorgeworfen, ein Haus niedergerissen zu haben, in dem noch eine Frau und ein Kind ausharrten. Außerdem sollen Soldaten gezielt Kinder erschossen haben. In einem anderen Fall beschossen die Streitkräfte demnach ein Gebäude, das sie noch Tags zuvor als Schutzunterkunft angepriesen hatten. Die Liste stelle nur "einige wenige Beispiele von hunderten Zwischenfällen dar", die von UNO-Mitarbeitern vor Ort dokumentiert und überprüft worden seien, sagte Coomaraswamy.

Der UNO-Bericht forderte Israel zugleich auf, die Blockade des Gazastreifens zu beenden. Auch die radikale Hamas habe sich Menschenrechtsverletzungen zu Schulden kommen lassen, heißt es in dem Bericht. Die Organisation sei aber bisher nicht willens, diese zu untersuchen. Unabhängig von dem UNO-Bericht waren in den vergangenen Tagen auch Zeugenaussagen israelischer Soldaten bekanntgeworden, die von massiven Menschenrechtsverletzungen seitens der Streitkräfte in dem rund drei Wochen langen Krieg vom 27. Dezember bis 18. Jänner berichteten. (APA/AP)