London -  Nach den Terroranschlägen in Nordirland vor zwei Wochen ist ein zweiter Mann angeklagt worden. Dem 37-Jährigen wird der Mord an einem Polizisten in Craigavon in der Grafschaft Armagh zur Last gelegt, teilte die Polizei am Dienstagabend mit. Außerdem soll er unerlaubt eine Waffe besessen haben. Der Angeklagte soll am Mittwoch einem Haftrichter vorgeführt werden.

Ein 17-Jähriger sitzt bereits wegen des Polizistenmordes in Untersuchungshaft. Nach Angaben der Ermittler schweigt der Verdächtige schon seit 13 Tagen. Drei weitere Verdächtige befinden sich in Polizeigewahrsam. Eine Splittergruppe der früheren Terrororganisation Irisch-Republikanische Armee (IRA) hatte sich zu dem Mord an dem 48 Jahre alten Polizisten am 9. März bekannt. Zwei Tage zuvor hatte eine andere IRA-Splittergruppe zwei Soldaten vor einer Kaserne erschossen.

Schuss in Hinterkopf

Der getötete Polizist war nach dem Notruf einer Frau zu einer Schule in Craigavon in der Grafschaft Armagh gefahren. Die Gegend südwestlich von Belfast gilt als Hochburg republikanischer Katholiken. Die Frau hatte die Polizei wegen eines zerbrochenen Fensters alarmiert. Der Polizist wurde mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet. Das Opfer hinterlässt Frau und Kinder.

"So lange sich Großbritannien in Irland einmischt, werden diese Attacken weitergehen", hieß es in der Botschaft der "Continuity IRA". Zwei Tage zuvor waren bei einem Anschlag auf die Kaserne in Antrim nördlich von Belfast zwei Soldaten erschossen worden. Zu der Tat hatte sich die "Real IRA" (Wahre IRA), eine andere Splittergruppe der IRA, bekannt. Die Attentäter wollen den Friedensprozess bekämpfen und eine Abspaltung von Großbritannien und die Vereinigung mit Irland mit Waffengewalt durchsetzen.

Zwei Verdächtige freigelassen

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen wurden am Montagabend zwei Verdächtige eine Woche nach ihrer Festnahme auf freien Fuß gesetzt. Sie kamen ohne Anklage frei. Die 27 und 31 Jahre alten Männer waren zunächst verdächtigt worden, an dem Mord an dem Polizisten beteiligt gewesen zu sein. Damit befinden sich noch drei Männer und eine Frau wegen des Polizisten-Mordes und vier Männer wegen der Morde an den beiden Soldaten in Polizeigewahrsam.

Die Verdächtigen können unter den neuen Terror-Gesetzen bis zu 28 Tage ohne Anklage festgehalten werden. Dagegen haben sechs der neun Festgenommenen Einspruch eingelegt. Ihre Anwälte beklagen, die Dauer verstoße gegen die europäischen Menschenrechtskonventionen. Die nordirische Menschenrechtskommissarin Monica McWilliams hatte zuvor die andauernde Festnahme verurteilt. Die Zellen seien nur für kurzen Polizeigewahrsam bestimmt.

Polizei will mehr Geld

Angesichts der steigenden Terrorgefahr forderte die nordirische Polizei deutlich mehr Geld von der britischen Regierung gefordert. In den kommenden zwei Jahren seien umgerechnet mindestens 82 Millionen Euro nötig, sagte Polizeipräsident Hugh Orde am Dienstagabend in Belfast. Die Beamten bräuchten neue gepanzerte Wagen und eine Polizeihubschrauber, um die höhere Gefahr von regierungskritischen Republikanern zu bewältigen. Der geplante Abbau der Reservepolizisten in Vollzeit müsse zudem auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Die Mehrkosten seien aber viel höher. Um Pensionszahlungen, Gesundheitsausfälle und die andauernden Kosten für den IRA-Terror tragen zu können, seien umgerechnet 325 bis 430 Millionen Euro pro Jahr notwendig. (APA/dpa)