Berlin  - Dunkle Wolken über Bertelsmann: Europas größter Medienkonzern rechnet im laufenden Jahr wegen der weltweiten Wirtschaftskrise mit spürbaren Umsatz- und Ertragseinbußen. Schon 2008 verfehlte der Konzern wegen hoher Wertberichtigungen und Restrukturierungsaufwendungen sein Gewinnziel deutlich. Nun verordnet Konzernchef Hartmut Ostrowski dem Unternehmen einen strikten Sparkurs.

Dabei geht der Bertelsmann-Vorstand mit gutem Beispiel voran und verzichtet für 2009 auf die Hälfte seines Einkommens. Das Top-Management wolle damit ein Zeichen für die notwendige Kostendisziplin im Angesicht der Krise setzen, sagte Ostrowski am Dienstag in Berlin. Insgesamt könnte das Sparopfer der Vorstände eine zweistellige Millionenhöhe erreichen. 2008 hatten sich die Bezüge des Vorstandes auf rund 22 Mio. Euro summiert.

Zweistelliger Rückgäng bei Werbung

Der weltweite Einbruch der Werbeausgaben trifft den Medienriesen hart. Denn rund 30 Prozent des Umsatzes und ein noch größerer Teil der Gewinne des Konzerns beruhen auf dem Werbemarkt. Vor allem die umsatz- und gewinnstärkste Konzernsparte, die Fernsehtochter RTL Group, leidet zurzeit unter zweistelligen Rückgängen der Werbeeinahmen. Und auch die Zeitschriftentochter Gruner + Jahr bekommt die Flaute im Anzeigengeschäft drastisch zu spüren. 2009 werde ein "sehr schwieriges Jahr" für Bertelsmann, betonte Ostrowski bei der Präsentation der Konzernbilanz 2008. Mit roten Zahlen rechnet der Konzern aber dennoch auch 2009 nicht.

Ostrowski kündigte angesichts der Werbeflaute einen strikten Sparkurs und "Optimierungsmaßnahmen" in den Geschäftsbereichen an. Bereits in den vergangenen Monaten hat der Konzern damit begonnen, in seiner Fernsehsparte und im Zeitschriftengeschäft Arbeitsplätze abzubauen.

Große Akquisitionen nicht geplant

Seine erst im vergangenen Jahr verkündeten ehrgeizigen Wachstumspläne musste Ostrowski dagegen vorläufig auf Eis legen. "Im laufenden Jahre wird es für uns zuallererst darum gehen, Bertelsmann sicher durch die Krise zu steuern", sagte der Manager. Große Akquisitionen seien deshalb nicht geplant.

Noch vor einem Jahr hatte der Manager angekündigt, den Umsatz des Medienriesen bis 2015 von knapp 20 auf über 30 Mrd. Euro steigern und gezielt neue Wachstumsbereiche wie den Bildungssektor ausbauen zu wollen. Tatsächlich ging der Umsatz des Konzerns durch den Verkauf der Musiksparte und großer Teile des Buchklubgeschäfts jedoch zuletzt spürbar zurück. Aufgegeben hat der Manager seine Wachstumsziele aber nicht. Zwar würden sie möglicherweise etwas später erreicht. "Aber wir werden sie erreichen", versprach er.

Nettogewinn um ein Dritttel eingebrochen

Bereits 2008 war der Nettogewinn des Konzerns um ein Drittel auf 270 Mio. Euro eingebrochen. Der Konzern verfehlte damit sein Gewinnziel von 800 Mio. Euro deutlich. Ausschlaggebend für den Ergebniseinbruch waren Wertberichtigungen und Restrukturierungsaufwendungen in einer Gesamthöhe von 676 Millionen Euro, die vor allem bei der Fernsehtochter RTL und im angeschlagenen Buchklubgeschäft anfielen.

Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereinflüssen (Operating Ebit) lag mit 1,6 Mrd. Euro um 8,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Umsatz sank geringfügig um 0,5 Prozent auf 16,1 Mrd. Euro. Die wirtschaftlichen Finanzschulden des Familienunternehmens beliefen sich Ende 2008 auf 6,6 Mrd. Euro. Probleme bei der Finanzierung des Konzerns sieht Finanzvorstand Rabe trotz der Finanzkrise nicht. Bis 2012 seien die Fälligkeiten bereits heute aus bestehender Liquidität gesichert, sagte Rabe. (APA/AP)