"Bumsti war mein erster Spitzname", lautet der Titel eines Kapitels der unautorisierten Biographie über FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache, die am Dienstag präsentiert wurde. Die beiden Autorinnen Nina Horaczek (Falter) und Claudia Reiterer (ORF) haben aber nicht nur Details zu Straches Kindheit recherchiert, sondern auch Hintergründe zu den umstrittenen Wehrsportübungen, Straches Bezug zum Rechtsextremismus, und zu seinem Verhältnis zum ehemaligen FPÖ- und BZÖ-Chef, dem verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider.
Am 2. Oktober 2008 haben sie kurz vor seinem Unfalltod ein letztes Interview mit Haider geführt, in dem er gesagt haben soll, dass die Wiedervereinigung des dritten Lagers erst dann möglich sein werde, "wenn der Strache oder ich nicht mehr sind".
Das angebliche "Versöhnungsgespräch", wie es Strache bezeichnte, das zwischen ihm und Haider ebenfalls wenige Tage vor seinem Tod stattgefunden habe, soll nicht ganz so versöhnlich gewesen sein, berichten Reiterer und Horaczek nach Gesprächen mit FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl und dem damaligen BZÖ-Generalsekretär Stefan Petzner, die ebenfalls dabei anwesend waren. Über ein mögliches CDU-CSU-Modell sei nicht gesprochen worden, so Reiterer. Uneinigkeit habe auch darüber geherrscht, wer in einer etwaigen gemeinsamen Bundesregierung den Kanzler stellen werde. So habe Strache das Amt für sich beansprucht, Haider mit der Begründung, er sei der Erfahrenere von beiden, jedoch ebenso.
Wehrsportübung in Niederösterreich
Insgesamt wurden Interviews und Hintergrundgespräche mit "40 Wegbegleitern und erbitterten Gegnern" geführt. Das wohl brisanteste Detail der Biographie: Strache soll an "einer Art Wehrsportübung" in Niederösterreich teilgenommen haben, bei der auch Gottfried Küssel, Chef der VAPO, anwesend gewesen sein soll. "Strache ist mit einem Freund hingefahren", berichten die Autorinnen bei der Präsentation. In einem Interview - Passagen daraus sind im Buch eins zu eins abgedruckt - schilderte Strache, dass das Aufeinandertreffen aber "entsetzlich" gewesen sein soll. Er habe es "abgebrochen" und sei nach Hause gefahren. An das Jahr, wann diese Übung stattgefunden haben soll, kann sich Strache nicht mehr erinnern. Mitglied der VAPO hätte man hierfür aber nicht sein müssen, sagte Strache im Gespräch mit den Autorinnen.
Presseausweis bei "Polizeianhaltung"
Weiters werden im Buch Straches Kontakte zur neonazistischen "Liste Nein zur Ausländerflut" beleuchtet. Strache habe 1990 eine Wahlkampfveranstaltung der Gruppe, die später wegen NS-Wiederbetätigung nicht zur Wahl zugelassen worden ist, besucht. Vertreter der Liste waren etwa Horst Jakob Rosenkranz, der Ehemann von Niederösterreichs jetziger FPÖ-Chefin Barbara Rosenkranz, oder der Holocaust-Leugner Gerd Honsik.
Nach der Wahlkampfveranstaltung kam es, so wird es im Buch geschildert, zu einer "Polizeianhaltung", bei der Strache seine Identität mit einem Presseausweis nachgewiesen habe. Er habe zu dieser Zeit Artikel für die rechtsextreme "Aula" und die "Neue Freie Zeitung", das Parteiorgan der FPÖ, verfasst.
Strache, ein Neonazi?
Ein Resümee darüber, ob Strache nun ein Neonazi, Rechtsextremist oder einfach nur Populist ist, wollten die Autorinnen bei der Präsentation nicht ziehen: "Lesen Sie das Buch und bilden Sie sich selbst Ihre Meinung", ließen sie diese Frage offen. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 24.3.2009)