Wien - Der österreichische Radprofi K., der am 13. März wegen der Weitergabe von Dopingmitteln in U-Haft genommen worden war, ist am Dienstag aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Staatsanwaltschaft habe einem entsprechenden Antrag zugestimmt, sagte Christian Gneist, Sprecher des Wiener Landesgerichts. Die zuständige Richterin entschied, den 32-Jährigen gegen Gelöbnis auf freien Fuß zu setzen. Die Ermittlungen laufen weiter.

Es bestand keine Verdunkelungsgefahr mehr, da alle Abnehmer des Radprofis bereits befragt wurden, begründete Gerhard Jarosch, Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, die Entscheidung. K. musste sich in einem Gelöbnis dazu verpflichten, das laufende Verfahren nicht zu vereiteln bzw. keine weiteren Taten zu begehen, so Gneist. Fluchtgefahr sei nicht gegeben gewesen. Der erste Haftprüfungstermin für den Sportler war eigentlich erst für den 30. März vorgesehen.

Mayer: Entscheidung am Donnerstag

Der am späten Sonntagabend festgenommene Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer befindet sich dagegen weiterhin in Polizeigewahrsam. Bis Dienstagabend musste der 52-Jährige, dem die Weitergabe von Dopingmitteln vorgeworfen wird, in Wien dem Haftrichter vorgeführt werden. Dieser hat danach 48 Stunden Zeit, eine mögliche U-Haft zu verhängen.

Auch der ebenfalls am Wochenende festgenommene Wiener Apotheker, von dem Mayer EPO bezogen haben soll, sitzt weiter in Untersuchungshaft.

Zu weiteren Verdächtigen gab die Staatsanwaltschaft keine Auskunft. Auch die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA Austria) darf nicht auf Hilfe der Staatsanwaltschaft hoffen. Die NADA bekomme keine Informationen über bei den Befragungen genannte Namen, dies sei gesetzlich so vorgesehen, betonte Jarosch. Der Grund: Es handle sich bei der NADA um eine private Organisation.

Apotheker muss vor Disziplinarrat

Dem Apotheker aus Wien drohen neben den strafrechtlichen Konsequenzen auch Sanktionen der Apothekerkammer. Der Beschuldigte muss sich vor einem dreiköpfigen Disziplinarrat verantworten und dürfte seine Konzession für den Apothekenbetrieb verlieren. "Wenn sich der schwerwiegende Verdacht bestätigt, dann wird das wohl so sein", sagte Ilona-Elisabeth Leitner, Präsidentin der Wiener Apothekerkammer, am Dienstag zur APA. Dies wäre die schwerwiegendste Konsequenz. "Es wird nun das Ermittlungsergebnis der Kriminalisten abgewartet, damit man weiß, worum es genau geht", erklärte Leitner.

"Wir arbeiten den ganzen Tag, damit die Leute gesundbleiben und dann kommt ein schwarzes Schaf und bringt uns in Misskredit", ärgerte sich Leitner. "Gerade bei diesen Präparaten geht es um Schwerkranke, die diese Medikamente dringend brauchen." Die blutbildenden Mittel seien für Krebskranke oder Patienten nach Transplantationen gedacht - "Menschen, denen man nach allen Regeln der Kunst helfen muss". Der Missbrauch sei daher klar zu verurteilen.

Der Kampf gegen Doping in Österreich ist auch der Politik ein großes Anliegen. Am Montag (30.3.) tagt erstmals die von Sportminister Norbert Darabos ins Leben gerufene interministerielle Arbeitsgruppe "Anti-Doping" mit Vertretern aus den Ministerien Sport, Justiz, Inneres und Gesundheit. Das Ziel ist eine bestmögliche Vernetzung und koordinierte Zusammenarbeit im Kampf gegen die Doping-Kriminalität. (APA/red)