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Ein zerrissenes Portrait des gestürzten Präsidenten in Antananarivo

Foto: AP/Delay

Johannesburg/Antananarivo - Der von der Macht verdrängte bisherige Präsident Madagaskars, Marc Ravalomanana (59), hat die Tropeninsel verlassen und sich in Südafrika niedergelassen. "Er hat seinen Wohnsitz nun in Südafrika, ist aber gerade in Swaziland", erklärte am Mittwoch der Außenminister des weitgehend von Südafrika umschlossenen Gebirgs-Königreichs Swaziland, Lutfo Dlamini. Im südafrikansichen Rundfunk betonte er, Ravalomanana werde voraussichtlich am Montag an einem Sondergipfel des regionalen SADC-Staatenbundes in Swaziland teilnehmen, dem auch Madagaskar angehört.

Swazilands König Mswati III. ist zur Zeit Vorsitzender des Sicherheitsausschusses der Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika (SADC), der die Machtübernahme durch Ravalomananas Gegner Andry Rajoelina verurteilt hatte. Eine SADC-Delegation befindet sich zur Zeit auf der vor Afrikas Ostküste liegenden Insel, auf der Proteste gegen den neuen Interims-Präsidenten Rajoelina nun zunehmen. Der SADC-Gipfel soll über mögliche Sanktionen gegen Madagaskar entscheiden.

Demo für den abgesetzten Präsidenten

Derweil haben am Dienstag rund 10.000 Menschen in Madagaskar den zweiten Tag in Folge friedlich für eine Rückkehr des bisherigen Staatschefs Marc Ravalomanana demonstriert. Die Demonstranten warfen Übergangspräsident Andry Rajoelina einen "Staatsstreich" vor, wie Augenzeugen berichteten. Die Regierung kündigte die baldige Einberufung einer Nationalversammlung zur Organisation von Präsidentschaftswahlen an.

In einem Park im Zentrum der Hauptstadt Antananarivo sangen die Demonstranten unter anderem die Nationalhymne und religiöse Lieder. Ein Sprecher der TIM-Partei des früheren Staatschefs Ravalomanana sagte, er sei optimistisch, dass die Proteste ihr Ziel erreichten und Madagaskar wieder zu seiner Verfassungsordnung zurückkehre. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl der Demonstranten am Dienstag noch an. Eine weitere Kundgebung von Anhängern Ravalomananas war für Mittwoch geplant.

Nationalversammlung

Der Sprecher von Rajoelinas Übergangsregierung, Telekommunikationsminister Augustin Andriamananoro, kündigte in der Zwischenzeit nach einer Kabinettssitzung für den 2. und 3. April die Einberufung einer Nationalversammlung an. Auf dem Treffen sollten "alle gesellschaftlichen Akteure", darunter die politischen Parteien, über den Termin sowie die Organisation von Präsidentschaftwahlen diskutieren. Nach dem Sturz Ravalomananas hatte Rajoelina angekündigt, Wahlen in den kommenden zwei Jahren abhalten zu wollen.

Rajoelina hatte in der vergangenen Woche einen monatelangen Machtkampf auf dem Inselstaat vor Afrika für sich entschieden und Ravalomanana zum Rücktritt gezwungen. Das Verfassungsgericht bestätigte den neuen Präsidenten, der umgehend beide Parlamentskammern auflöste. Im Ausland stießen die Umstände des Machtwechsels in Madagaskar auf Kritik. Die EU hat den Machtwechsel bisher nicht anerkannt. (APA/dpa)