In Graz überwacht ab sofort ein Gremium aus Vertreterinnen des Grazer Frauenrates, des Vereins Thekla und des DOKU die Grazer Werbelandschaft. Die Einsetzung dieser "Watchgroup" ist die erste gemeinsame Initiative der Frauenstadträtin Elke Edlinger, die mit 1. März ihre Arbeit aufgenommen hat, und der Unabhängigen Frauenbeauftragten Maggie Jansenberger. Künftig sollen Plakate auf sexistische Sujets hin überprüft und gegebenenfalls als Negativbeispiele aufgezeigt werden. Angesiedelt ist die "Watchgroup" im Grazer Frauenreferat, das auch die Koordination übernimmt.

Verfestigung eines bestimmten Frauenbildes

"Werbung ist ein fixer Bestandteil unseres Alltags. Ob wir sie nun bewusst oder unbewusst beachten, ihre Botschaften fließen in unsere Wahrnehmung ein. Frau ist gleich Sex, Frau ist gleich Produkt oder Produkt ist gleich Frau, Frau muss schön und erfolgreich sein, und vieles mehr – diese Erscheinungsformen der Werbung schaffen eine scheinbare Wirklichkeit. Werbung verfestigt ein bestimmtes Frauenbild", betonen Edlinger und Jansenberger.

"Schritte in die richtige Richtung"

Um sexistische Werbung auf Werbeflächen der Grazer Werbefirma Ankünder einzudämmen, wurden schon mehrere Gespräche mit dem zuständigen Beteiligungsreferenten der Stadt Graz geführt, der diesbezüglich eine Bereitschaft zur Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Ankünders signalisiert hat, heißt es aus dem Frauenreferat: "Die Schritte, die bis jetzt in der Einflusssphäre der Stadt Graz gesetzt wurden, gehen in die richtige Richtung. Letztlich ist aber eine bundesgesetzliche Regelung zum Verbot sexistischer Werbung unabdingbar. Wir werden diese weiterhin einfordern, aber bis es hier zu konkreten Beschlüssen kommt, gilt es, immer wieder auf sexistische Werbung aufmerksam zu machen und diese nicht einfach nur hinzunehmen. Sexismus muss – in jeder Erscheinungsform – bekämpft werden", so die Frauenstadträtin.

Auch die Unabhängige Frauenbeauftragte sieht es als Notwendigkeit an, sexistische Werbung aus der öffentlichen Wahrnehmung zu verbannen: "Werbung ist ein Mittel, um die Geschlechterhierarchie stets wieder zu reproduzieren und damit aufrecht zu erhalten. Bei ständig steigenden Werbeinformationen kommt diesem Reproduktionsmittel immer mehr Bedeutung zu", so Jansenberger.

Vorreiterinnen bei Sexismus-Bekämpfung

Neben der Einbindung des Grazer Frauenrates und des Vereins Thekla war es Edlinger wichtig, auf das langjährige Know-How des DOKU zurückgreifen zu können: "Schließlich hat das DOKU bereits im Jahr 2007 mit dem Projekt 'sexismusfreie Zone' wichtige Initiativen in diesem Bereich gesetzt und sich auch weiterhin mit der Thematik Sexismus und Werbung befasst, was die Mitarbeiterinnen des Vereins zu Expertinnen auf diesem Themengebiet macht."

Ein vom DOKU bereits erarbeiteter Kriterienkatalog für Sexismus in der Werbung wird als inhaltliche Basis den Entscheidungen der Watchgroup zugrunde liegen: "Das Erleben von Sexismus wird nach wie vor als individualisierte Problemwahrnehmung, als eine Frage der Ästhetik, des Geschmacks, oder der subjektiven Befindlichkeit und Empfindlichkeit abgetan. Das führt zur Verschleierung der strukturellen Hintergründe als Ursache für Sexismen." Die "Watchgroup" sei ein Signal, dass es "ein kommunales Anliegen ist, Sexismus im öffentlichen Raum kein Platz zu geben". (red)