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Die fette Beute der "Soko Doping"

Foto: APA/ Techt

Wien - Andreas Holzer ist derzeit ein vielbeschäftigter Mann. Der Salzburger leitet die seit Jänner operierende "Sonderkommission Doping" im Bundeskriminalamt und ist derzeit unter anderem mit Ermittlungen gegen einen Apotheker, einen Radprofi und den ehemaligen ÖSV-Langlauf- und Biathlontrainer Walter Mayer befasst, die Dopingmittel besessen und weitergegeben haben sollen. "Wir arbeiten auf Hochtouren. Wir wollen die kriminellen Strukturen vom Produzenten, Verteiler über den Subdealer bis hin zum Konsumenten offenlegen", erklärte Holzer am Mittwoch.

Das Landesgericht für Strafsachen Wien hat unterdessen über Walter Mayer die Untersuchungshaft verhängt. Der 52-Jährige war am späten Sonntagabend festgenommen worden. Die Inhaftierung erfolgte wegen Verdunkelungs- und Tatausführungsgefahr. Die Befragung von Mayer sei abgeschlossen. Er ist laut Holzer nicht geständig.

Die zehnköpfige Sonderkommission die sich aus Spezialisten aus ganz Österreich zusammensetzt, wurde wegen eines von Holzer nicht näher bezeichneten Anlassfalles gebildet und hat mit bisher drei Festnahmen und der Beschlagnahmung von Dopingmitteln für großes Aufsehen gesorgt. Dopinghandel bzw. der Besitz großer Mengen von im Sport verbotenen Substanzen ist seit der Novellierung des Anti-Doping-Bundesgesetzes im August 2008 strafbar. Dealern drohen Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren.

Hausdurchsuchungen

"Es hat mehrere Hausdurchsuchungen gegeben, dabei wurden eine große Menge von EPO, Testosteron, Anabolika, des Wachstumshormons Somatropin und vieler anderer Präparate gefunden, die auf der Verbotsliste stehen", erklärte Holzer. Woher die Präparate kommen, müssen die Ermittlungen erst ergeben.

Die in Medien kolportierte Anzahl von 100 Sportlern, die von den mutmaßlichen Händlern mit Dopingmitteln versorgt worden sein sollen, bestätigte der Kriminalist nicht. "Diese Zahl ist aus der Luft gegriffen, ich mache keine Angaben über die Anzahl. Es stimmt, dass Namen von einigen Sportlern aufgetaucht sind", sagte Holzer. Unter ihnen seien nicht nur Profis, sondern auch Hobbysportler zu finden.

Ob es zu weiteren Verhaftungen und Einvernahmen kommen wird, wollte Holzer mit dem Verweis auf laufende Ermittlungen ebenso wenig kommentieren, wie Spekulationen über mögliche Anklagen. "Wir schauen, dass wir in den nächsten Tagen einen Zwischenbericht an die Staatsanwaltschaft abgeben können und die Sache so rasch als möglich abschließen", betonte Holzer, der die Arbeit seiner Sonderkommission als zeitlich begrenzt sieht. "Die Soko hat ein Ablaufdatum, wenn der aktuelle Fall beendet ist, wird sie aufgelöst", sagte Holzer. Weitere zum Fall gehörende Ermittlungsergebnisse und neue Fälle werden dann von den jeweiligen Fachbüros übernommen.

Radprofi K. war am Dienstag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Der Apotheker, der die Dopingmittel über legale Wege im großen Stil beschafft haben soll, ist teilgeständig. 

NADA will mehr Information

Gernot Schaar, der Vorsitzende der Rechtskommission der Nationalen Anti-Doping Agentur NADA, mahnte unterdessen eine verbesserte Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden ein. Die NADA stößt sich vor allem an der Nichtweitergabe von Informationen aus den Ermittlungen.  Staatsanwaltschaft Wien verwehrt Akteneinsicht mit dem Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht, da die NADA keine Behörde sei und als privater Verein keinen Anspruch auf Informationsweitergabe hat.

"Alle eventuell involvierten Sportler werden sich freuen, dass ihre Namen nicht den Weg zur NADA finden. Eine bessere Kooperation wäre wünschenswert, um sicherzustellen, dass der Anti-Doping-Kampf kein Lippenbekenntnis bleibt", meinte Schaar. Derzeit bleibe der NADA auch bei möglichen Gerichtsverfahren nur die Zuschauerrolle, erklärte Schaar. "Es ist schon skurril, dass Namen nicht an die Institution, die sportrechtliche Befugnisse hat, weitergeleitet werden können.

Sportminister Norbert Darabos ließ über seinen Sprecher mitteilen, dass dieser Punkt ein Thema bei der ersten Sitzung der interministeriellen Arbeitsgruppe am Montag sein könnte. Dort werden Vertreter aus den Ministerien Sport, Justiz, Inneres und Gesundheit diskutieren, auch NADA-Chef Andreas Schwab ist eingeladen. (APA/red)