Noch ist unklar, wer am Mittwochabend das TV-Magazin "Thema des Tages" im ersten Kanal des polnischen öffentlichen Fernsehens (TVP 1) moderieren wird, weil die Journalisten gegen TVP-Chef Piotr Farfal, der aus dem national-katholischen Lager stammt, protestieren. Die Journalistin, die durch das Programm führen sollte, verweigert dies, weil laut Journalisten die Sendung "Thema des Tages" am Montag zu politischen Zielen missbraucht worden sei - und zwar zur Förderung des irischen EU-Skeptikers Declan Ganley, der vor kurzem in Polen eine Partei gegründet hatte.

Der Konflikt begann am Freitag, als eine Anweisung an die Nachrichtenredaktion des Senders gelangt war, dass der Milliardär Gast des TV-Magazins sein soll. Auf den Wahllisten seiner Partei werden Aktivisten der national-katholischen Liga Polnischer Familien (LPR) um Mandate im Europäischen Parlament kämpfen. Weil die LPR Farfal zum TVP-Vorstand beförderte, kam der Verdacht auf, dass Farfal Ganley durch das Interview zu fördern versuche. Das aufgenommene Gespräch wurde aber am Freitag wegen des Skiflugwettbewerbs in Planica nicht ausgestrahlt.

Der Streit spitzte sich zu, seit am Montag das Interview mit dem irischen EU-Skeptiker in voller Länge übertragen wurde. Deswegen hatte ein Star der TVP-Nachrichten, Piotr Krasko, der das Gespräch führte, die Moderierung der Abendnachrichten bis zum Wochenende verweigert. Farfal gab am Dienstag eine Erklärung ab, wonach er nicht befohlen hatte, Ganley und seine Partei Libertas zu fördern und kündigte eine Gerichtsklage an.

Laut polnischen Medienberichten gehörte Farfal bis vor kurzem der ultranationalistisch-katholischen Bewegung "Allpolnische Jugend" an. Im Dezember schafften es der radikalen Bauernpartei Samoobrona und der LPR nahe stehenden Mitglieder des Aufsichtsrates des öffentlichen Fernsehens, Farfal auf den TVP-Chefposten zu hieven. (APA)