Wien - Während beispielsweise in den Alpen die Gletscher schier unaufhaltsam dahinschmelzen, sind die Verhältnisse auf den Inseln von Franz-Josef-Land höchst unterschiedlich. Das sind die vorläufigen Ergebnisse des Forschungsprojekts "SMARAGD", das in Kooperation von Joanneum Research Graz und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) durchgeführt und beim dritten Polarsymposium in Wien präsentiert wird. Die von der Österreichischen Gesellschaft für Polarforschung organisierte Veranstaltung geht von 26. bis 28. März über die Bühne. Ihr Ziel ist unter anderem, einen Überblick über die nationalen Aktivitäten zum Internationalen Polarjahr 2007-2009 zu liefern, welches sich dem Ende zuneigt.

Historische Verbindung

Die österreichische Arktisforschung auf Franz-Josef-Land hat eine lange Tradition: 1873 wurde die heute zu Russland gehörende Inselgruppe im Rahmen der österreichisch-ungarischen Polarexpedition von Julius Payer und Carl Weyprecht entdeckt und erstmals wissenschaftlich untersucht.

Doch die Grazer und Wiener Froscher haben sich die Region nicht aus sentimentalen Gründen ausgesucht. Bei Franz-Josef-Land handelt es sich um eine sehr sensible Region, wo die Grenze zwischen Packeis und offenem Meer verläuft. Klimatisch ähnlich sensibel ist der Alpenraum mit sehr vielen gleichartigen Problemstellungen. Im Zentrum der Arbeiten standen die Frage nach dem globalen Wandel im Bereich der Inselgruppe. Nicht zuletzt wird auch das Wettergeschehen in Österreich sehr stark von den atmosphärischen Vorgängen im Nordpolargebiet beeinflusst, man denke nur an Vorstöße polarer Kaltluft.

Kein einheitlicher Trend

Im Zuge von Exkursionen im Sommer 2008 wurden die Gletscher des Archipels unter anderem mittels Radar vermessen und die Daten mit alten Karten einerseits und modernen Satellitendaten andererseits verglichen. "Es zeigten sich unterschiedliche Muster, was die Zu- und Abnahme der Gletscher angeht", sagte Wolfgang Schöner von der ZAMG. So kam es durchaus vor, dass die Eismassen auf manchen Inseln in den vergangenen Jahrzehnten um bis zu 70 Meter dünner geworden sind. Die Wissenschafter registrierten aber auch Inseln, auf denen die Gletscher um ähnliche Werte mächtiger geworden sind.

"In den Alpen gibt es solche Phänomene nicht, hier verlieren alle Gletscher Masse", so Schöner. Was zu den seltsamen Ergebnissen auf Franz-Josef-Land führt, ist noch nicht restlos geklärt. Die Wissenschafter vermuten aber, dass das Meer eine entscheidende Rolle spielt. So können sich an der Packeisgrenze die klimatischen Verhältnisse rasch ändern - je nachdem, ob das Wasser gerade zugefroren oder offen ist. Für Volumenänderungen an Gletschern sind generell nicht nur die Temperaturen, sondern vor allem auch die Niederschlagsmengen verantwortlich.

Trotz der beobachtbaren regionalen Unterschiede machen die Gletscher auf Franz-Josef-Land keine Ausnahme vom weltweit zu beobachtenden Trend. Insgesamt betrachtet werden die Eismassen auf dem Archipel immer weniger. (APA)