m Cockpit eines Formel-1-Rennwagens saß Ernst Hausleitner noch nie. Dafür hat er als Trial-Fahrer Erfahrung mit dem Motorrad.

Foto: ORF

STANDARD: Wie würden Sie es einem Motorsportskeptiker erklären? Was ist so toll an der Formel 1?

Hausleitner: Formel 1 hat sehr viel mit Illusion zu tun. Wir befinden uns am höchsten technischen Level, den es gibt. Wir haben die besten Autofahrer. Nichtsdestotrotz ist es ein Luftschloss.

STANDARD: Das war jetzt nicht so überzeugend ...

Hausleitner: Weil es die Königsklasse allen Motorsports ist. Wenn man Motorsport liebt, ist es das Höchste, das es gibt.

STANDARD: Funktioniert noch immer nicht. Was begeistert Sie?

Hausleitner: Ich finde die Technik unglaublich faszinierend. Die Performance der Autos ist einmalig. Ich habe von Kindheit an einen Hang zu allem, was motorisiert ist und Lärm macht. Wenn ich ein Formel-1-Auto höre - Gänsehaut pur.

STANDARD: Kommenden Sonntag geht's für Sie los. Schon aufgeregt?

Hausleitner: Ja, doch. Eine gewisse Anspannung ist da.

STANDARD: Die Schwierigkeit besteht wahrscheinlich, über die Runden zu kommen, wenn nichts passiert. Heinz Prüller behalf sich mit seinem Anekdotenarchiv. Was tun Sie?

Hausleitner: Diese Geschichten hat niemand besser drauf als er. So wird es nicht sein. Meine Kommentare spielen sich mehr im Jetzt und Heute ab. Speziell am Beginn der Saison gibt es viel zu erzählen, auch wenn das Rennen langweilig ist. Wir haben es mit einer völlig neuen Fahrzeuggeneration zu tun.

STANDARD: Keine Privatgeschichten der Formel-1-Piloten mehr?

Hausleitner: Das schon. Aber ich weiß nicht annähernd so gut wie Heinz Prüller, was sich in der Formel 1 in den 50er-Jahren abgespielt hat. Ich wage nicht zu beurteilen, ob das den Geschmack der Zuseher getroffen hat.

STANDARD: Gab's eine Dienstübergabe zwischen Prüller und Ihnen?

Hausleitner: Ist nicht passiert. Ich habe Heinz nicht mehr gesehen, seit der Wechsel bekannt ist. Wir werden uns in Melbourne treffen.

STANDARD: Wie haben Sie sich vorbereitet?

Hausleitner: Seit September 2004 war ich bei allen Rennen für den ORF. Ich lebe die Materie das ganze Jahr. Es vergeht kein Tag - auch kein freier -, an dem ich mich nicht mit der Formel 1 beschäftige.

STANDARD: Sind Sie selber schon in einem Formel 1-Wagen gesessen?

Hausleitner: Noch nie! Das ist nicht so einfach. Es ist aber auch gar nicht so leicht, da reinzukrabbeln, weil die Cockpits mittlerweile relativ unbequem sind.

STANDARD: Dann lassen Sie Ihr Spezialwissen testen: Heinz Prüller wusste von einem glitschigen Abschnitt in Monaco. Wissen Sie, warum's dort so rutschig ist?

Hausleitner: Ich kenne sein Erklärungsmodell. Weil die Fischer Netze über die Straße gezogen haben.

STANDARD: Stimmt das?

Hausleitner: Belassen wir's dabei.

STANDARD: Und wer war Weltmeister 1978?

Hausleitner: Mario Andretti.

(Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 26.3.2009)