Dublin - Nach den jüngsten Mordanschlägen auf zwei britische Soldaten und einen Polizisten in Nordirland hat es eine juristische Panne gegeben. Der Oberste Richter in Belfast ordnete am Mittwoch die Freilassung von sechs mutmaßlichen IRA-Dissidenten an, die nach den Anschlägen vom 7. und 9. März festgenommen worden waren. Zur Begründung hieß es, sie seien elf Tage lang illegal festgehalten worden. Einer der sechs Männer, ein früherer Anführer der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), wurde aber umgehend wieder in Haft genommen.

Nach den britischen Anti-Terror-Gesetzen dürfen Verdächtige bis zu 28 Tagen festgehalten werden, ohne formell beschuldigt zu werden. Dafür muss jedoch jede Woche auf neue eine richterliche Erlaubnis beantragt werden. Hierbei sei es im vorliegenden Fall zu Verfahrensfehlern gekommen, urteilte der nordirische Lordrichter Brian Kerr und ordnete deshalb die Freilassungen an. Eine Erklärung für die sofortige Wiederverhaftung des prominentesten der sechs Männer wurde vorerst nicht abgegeben.

U-Haft

Wegen des Polizistenmords am 9. März wurde ein früherer Stadtverordneter der Sinn-Fein-Partei am Mittwoch formell in Untersuchungshaft genommen. Bei einem kurzen Gerichtstermin in Lisburn bei Belfast äußerte sich der 37-Jährige nicht zu den Beschuldigungen. Am Dienstag ordnete ein Richter im selben Fall bereits die vorläufige Inhaftierung eines 17-jährigen Jugendlichen an. Auch er schwieg zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen.

Zu den Anschlägen auf den Polizisten sowie auf die beiden britischen Soldaten zwei Tage zuvor bekannten sich zwei IRA-Splittergruppen - die Continuity IRA sowie die sogenannte Real IRA (Wahre IRA). Die IRA selbst hat 1997 eine Waffenruhe verkündet, was ihre radikalen Anhänger jedoch nie akzeptierten. Der jetzt des Polizistenmords beschuldigte 37-Jährige gab damals sein Amt als Stadtverordneter der IRA-nahen Sinn Fein auf. (APA/AP)