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Grafik: APA

Wien - Die Zahl der Firmenpleiten hat deutlich zugenommen und es sind auch immer mehr größere Unternehmen - und damit mehr Mitarbeiter - betroffen. Nach den hochgerechneten Zahlen für das erste Quartal 2009 lag die Zahl der eröffneten Insolvenzverfahren mit 949 um 27 Prozent über dem ersten Quartal 2008. Die Gesamtzahl aller Pleiten, also inklusive mangels Masse abgewiesener Konkurse, stieg immer noch um beachtliche 17 Prozent auf 1.685. Das teilte der KSV von 1870 am Donnerstag mit.

Die Trendwende bei den Insolvenzen hat bereits im zweiten Quartal 2008 eingesetzt. Die vorliegenden Zahlen setzen also den Trend des Vorjahres nahtlos fort, so der KSV. Vergleicht man die Gesamtzahl des ersten Quartals 2009 mit der Summe des vierten Quartals 2008, so ergibt dies einen Zuwachs von knapp über 4 Prozent.

Betroffene Mitarbeiter

Anders als bei der Anzahl der Insolvenzfälle sieht es freilich bei den betroffenen Mitarbeitern aus, räumte der KSV ein: Diese nahmen gegenüber dem ersten Quartal 2008 um knapp 60 Prozent von 5.200 auf 8.200 zu, gegenüber dem vierten Quartal 2008 entspricht das einem Anstieg um 31 Prozent.

Ein besonders deutlicher Anstieg ergab sich bei den Verbindlichkeiten: Mit 878 Mio. Euro haben sich die Schulden gegenüber dem ersten Quartal 2008 mehr als verdoppelt. Gegenüber dem vierten Quartal 2008 gebe es jedoch ein Minus von 16 Prozent, was der KSV auf Großinsolvenzen zurückführte, die die Verbindlichkeiten oft in die Höhe treiben.

Mäßige Zunahme bei Privaten

Die Privatkonkurse nahmen im ersten Quartal mit plus 3 Prozent auf 2.130 Fälle nur mäßig zu. Die Verbindlichkeiten erhöhten sich um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf 258,3 Mio. Euro. Die meisten Privatpleiten gab es in Wien mit 875 Fällen.

Den Spitzenplatz beim Zuwachs der Firmenpleiten nimmt Salzburg mit 104 Insolvenzfällen im ersten Quartal 2009, das entspricht einem Plus von 55 Prozent. Auf dem zweiten Platz mit plus 44 Prozent liegt die Steiermark, wo es viele Unternehmen in der mechanischen Fertigung und Automobilzulieferung gibt. Wien mit einem Zuwachs der Insolvenzen um 14 Prozent liegt aufgrund der branchenmäßig breiten Aufstellung sogar unter dem Schnitt, so der KSV.

Unklarer Trend

Niederösterreich lässt mit einem Minus von 0,4 Prozent im Jahresvergleich auf eine stabile Wirtschaft schließen. Im Vergleich zum vierten Quartal 2008 sind 234 Insolvenzfälle aber ein Plus von 11 Prozent, was der KSV als eine noch unklare Trendlinie deutet. Oberösterreich, branchenmäßig gut diversifiziert, könne als Maßstab für die Insolvenzentwicklung gesehen werden. Im ersten Quartal wurden um 22 Prozent mehr Pleiten gemeldet als zu Jahresbeginn 2008, gegenüber dem vierten Quartal 2008 betrug der Zuwachs aber nur noch 3 Prozent.

Die meisten Insolvenzfälle hat es laut KSV bei unternehmensbezogenen Dienstleistungen, in der Bauwirtschaft und im Gastgewerbe gegeben. An Großpleiten gab es im ersten Quartal 2009 unter anderem die Marta Unternehmensberatung mit 150 Mio. Euro Passiva, das Holzunternehmen Häupl mit 73 Mio. Euro Passiva und die Globe Invest.

An ihrer Prognose für das Gesamtjahr 2009 von einem Zuwachs der Insolvenzen von 12 bis 15 Prozent gegenüber 2008 hält der KSV weiter fest. Dies sei erst nach dem zweiten Quartal möglich, zumal die Trendwende bei den Insolvenzen im Vorjahr im zweiten Quartal eingesetzt hat. Derzeit liegen die Quartalszahlen noch mit etwa 4 Prozent über dem Jahresdurchschnitt 2008. (APA)