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Der gut wirkende Doppeldiffusor am Unterboden des Williams wurde genauso beeinsprucht wie jener von Brawn-GP und Toyota. Von der Konkurrenz, nicht von den Regelhütern.

Foto: AP/Oliver Multhaup

Der GP von Australien könnte nicht am Sonntag, sondern erst von einem Berufungsgericht entschieden werden.

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Melbourne - Eine technische Vorschrift, die die Form des Diffusors am Unterboden regelt, sorgt für grobe Verwirbelungen. Wie angekündigt, legten Red Bull, Ferrari, Renault und BMW-Sauber Protest gegen die ihrer Meinung nach illegalen Diffusoren von Brawn GP, Williams und Toyota ein, nachdem diese am Donnerstag bei der technischen Abnahme in Melbourne für in Ordnung befunden waren. BWM-Sauber legte allerdings zu spät ein, weshalb diese Beschwerde aus formellen Gründen von den Renn-Kommissaren des Automobilverbandes FIA zurückgewiesen wurde. Was natürlich egal war.

Die Kommissare grübelten sechs Stunden. Und wiesen die Proteste ab. Damit ist die Sache freilich nicht ausgestanden. Da sich die Protestierenden genauso im Recht wähnen wie jene, gegen die sich der Protest richtet, werden sie sich an das FIA-Berufungsgericht wenden. Dieses kann sich aber erst nach den ersten beiden Rennen - dem GP von Australien am kommenden Sonntag folgt eine Woche später der GP von Malaysia - in Paris damit beschäftigen.

Der aus Kohlefaser gefertigte Diffusor im Heck verbessert die Sogwirkung des Unterbodens. In Artikel 3.12.7 des technischen Reglements heißt es, dass kein Karosserieelement, das bis zu 350 Millimeter hinter der Hinterachslinie liegt, höher als 175 Millimeter sein darf. Und es steht geschrieben, dass von unten kein Teil zu sehen sein darf, das diese Grenze überschreitet. Im aktuellen Fall gibt es bei den drei Teams innerhalb des Diffusors einen höheren Zusatzdiffusor, der vom Hauptdiffusor verdeckt wird.

Studieren und interpretieren 


Toyota-Teamdirektor John Howett: "Wir haben die Regularien detailliert studiert und sind sehr zuversichtlich, dass wir sie korrekt interpretiert haben." BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen: "Wir interpretieren die Regeln anders und sehen diesen Spielraum nicht, den die anderen Teams da ausnutzen." FIA-Delegierter Charlie Whiting hatte sich die umstrittenen Bauteile bereits bei den Wintertestfahrten angeschaut und grünes Licht für die Verwendung gegeben. Theissen: "Andere Teams haben zu ähnlichen Konstruktionen eine andere Aussage bekommen."

Force India, Toro Rosso und McLaren-Mercedes halten sich aus dem Streit heraus. "Ich bin dagegen, dass wir auch nur die minimalste Energie für etwas anderes verwenden, als selbst mehr Speed zu generieren", sagt Mercedes-Sportchef Norbert Haug, der aber die Grauzonen im Regelwerk kritisiert. Dass es Interpretationsspielräume gebe, stehe in krassem Gegensatz zum Sparkurs. "Entweder die einen oder die anderen müssen bald kostspielig neue Diffusoren bauen und die Aerodynamik neu adaptieren." (bez, sid/DER STANDARD, Printausgabe, 27.3.2009)