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Für Linux am Desktop stehen die Chancen laut Red Hat-CEO Jim Whitehurst nicht gut.

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Darf man jüngsten Äußerungen von Red Hat-CEO Jim Whitehurst glauben, sind die Bemühungen Linux als Desktop-Betriebssystem für Endkunden zu etablieren, ein aussichtsloses Unterfangen. Desktop-Versionen von Linux würden einerseits kaum Geld einbringen, andererseits stelle sich die Frage, wie relevant der Desktop angesichts aktueller Entwickler wie Cloud-Computing überhaupt noch sei.

Linux vor allem auf Servern

Red Hats Linux wird voranging auf Servern eingesetzt, der Desktop-Markt befindet sich indes fest in den Händen von Ubuntu, das auch eine spezielle Version für den boomenden Netbook-Markt anbietet. Red Hat hat zwar auch eine Desktop-Version im Repertoire, diese werde jedoch vor allem an Unternehmen verkauft, die neben ihren Linux-Servern auch einige Desktops damit laufen lassen. Mit Desktop-Linux ließe sich laut Whitehurst kaum Geld machen. Auf Desktops würden im Gegensatz zu Servern keine unternehmenskritischen Anwendungen laufen, nur wenige Nutzer seien daher bereit dafür zu bezahlen.

Desktop-Konzept "lächerlich"

Whitehurst sei nicht sicher, wie relevant das Desktop-Betriebssystem in fünf Jahren überhaupt noch sei angesichts neuer Konzepte wie Cloud-Computing, immer leistungsstärkeren Smartphones und Virtual Desktop Infrastruktur. Das Konzept eines Desktops sei heutzutage schon lächerlich, so der Red Hat-Chef. Die Sichtweise der Nutzer auf den Desktop sei im Begriff sich zu ändern.

Zu viele Hürden

Unter Entwicklern gebe es zwar den Wunsch, Linux breiter am Desktop zu etablieren, aber es scheitere an mehreren Stellen. Interoperabilitäts-Probleme würden eine Hürde darstellen. Aber auch die Macht der Gewohnheit dürfte viele Nutzer von einem Wechsel abhalten, was auch Linux-Buchautor Michael Kofler im WebStandard-Interview bestätigte. Die meisten privaten Nutzer würden schlicht und einfach nicht umlernen wollen, obwohl Desktop-Linux mittlerweile schon so einfach zu bedienen sei wie Windows XP. Selbst am boomenden Netbook-Markt kommt Linux trotz vielversprechendem Start nicht gegen die Konkurrenz von Microsoft an (der WebStandard berichtete).

Von Krise profitieren

Laut Jim Whitehurst könne Linux von der Wirtschaftskrise profitieren. Unternehmen, die zuvor nie an Open Source gedacht hätten, seien nun stark daran interessiert. Im abgelaufenen vierten Quartal des Fiskaljahres 2009 konnte Red Hat seinen Umsatz auf 166 Millionen US-Dollar und damit um 19 Prozent im Vergleich zum Vorquartal steigern. Der Gewinn schrumpfte allerdings auf 16 Millionen Dollar. Insgesamt hat Red Hat für das Geschäftsjahr 2009 653 Millionen Dollar Umsatz - ein Plus von 25 Prozent zum Vorjahr - und 79 Millionen Dollar Gewinn vermeldet. (br)