Einer der zentralen Faktoren für den Erfolg des Firefox ist zweifelsfrei sein flexibles Erweiterungssystem. Während sich der Browser selbst bestmöglich auf die Kernfunktionalität konzentriert, bietet sich den BenutzerInnen eine schier endlose Auswahl an Addons, mit denen noch fast jeder Spezialwunsch bedient werden kann. Ein weiterer Vorteil: In Erweiterungen können neue Features auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden, überzeugen sie, können sich durchaus auch schon mal fix in den Firefox aufgenommen werden.

Ideen

Der Strom an neuen Addons scheint dabei weiterhin nicht abzureißen, so sind auch in den letzten Monaten wieder zahlreiche frische Ideen in Software umgesetzt worden. Auf den folgenden Seiten soll ein Überblick über einige der interessantesten davon gelegt werden.

Hinweis

Wie schon bei früheren Firefox-Erweiterungs-Ansichtssachen gilt auch hier: Die folgende Sammlung versteht sich nicht als ein "All-Time-Best-of", sondern als ein Blick auf nützliche Add-Ons, die in der Vergangenheit noch nicht präsentiert wurden. Insofern also nicht wundern, wenn NoScript, Adblocker Plus und andere "Klassiker" nicht in der Sammlung vorkommen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Den Reigen eröffnet eine Erweiterung, die sich durchaus sehen lassen kann, und das im direkten Sinn, immerhin legt man bei Foxtab  besonderen Wert auf ein möglichst stylisches Äußeres. Die Grundidee ist eine simple, es geht einmal mehr darum, die geöffneten Tabs möglichst übersichtlich zu präsentieren. Ein Unterfangen, an dem sich übrigens auch Mozilla vor nicht all zu langer Zeit versucht hat, in aktuellen Vorversionen von Firefox 3.5 ist man hier aber wieder zurückgerudert.

Umsetzung

So ansprechend wie bei Foxtab hat die Tab-Übersicht bisher jedenfalls wohl noch keine andere Erweiterung vorgenommen. Ähnliche wie bei Safari 4 lassen sich alle Tabs an einer Art Wand darstellen, doch die BenutzerInnen können auch andere Formen der Visualisierung wählen. So gibt es einen Tab-Switcher, der ähnlich wie der Task-Switcher von Windows-Vista gestaltet ist oder auch eine "Stripe"-Darstellung wie beim Linux-Window-Manager Compiz.

Steuerung

Das Ganze lässt sich wahlweise per Tastatur oder Maus steuern, zur Eingrenzung gibt es eine Suchfunktion sowie die Möglichkeit nur gewisse Gruppen von Tabs anzeigen zu lassen. Die Gruppierung übernimmt Foxtabs anhand der Domain von selbst, wer will kann Duplikate ignorieren und die Zahl der offenen Tabs übersichtlich anzeigen, auch einen Fullscreen-Modus gibt es.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auch wenn der Firefox schon von selbst schon so manche Funktion besitzt, um die eigenen BenutzerInnen vor den Unbilden des Internets zu schützen, so bedeutet dies nicht, dass hier nicht noch Verbesserungsspielraum besteht. So überprüft LinkExtend den Status jeder besuchten Seite automatisch bei einer Reihe von Services, darunter etwa das "Web of Trust", zu dem BenutzerInnen selbst mit Bewertungen beitragen. Der Sicherheitsgrad wird in den bekannten Ampelfarben dargestellt, also grün für "keine Gefahr" bis zu rot "akute Gefährdung".

Toolbar

Aufbereitet werden diese Informatione in einem eigenen Toolbar, von wo aus noch eine ganze Reihe anderer nützlicher Funktionen erreichbar sind. So wird die "Kindersicherheit" einer Seite ebenso dargestellt wie ein "Ethik-Ranking", das über Geschäftspraktiken von Firmen informieren soll.  Seiten, die als nicht sicher für Kinder klassifiziert werden, können dann automatisch von der Auflistung in der History ausgenommen werden.

Infos

Zusätzlich bietet PageLink Zugriff auf allerlei Informationen über die besuchten Seiten, etwa einen geschätzten Wert oder auch das aktuelle Traffic-Ranking. Wem das alles etwas zu viel des Guten ist, der kann alternativ auf die eigene Erweiterung von Web-of-Trust zurückgreifen, die sich auf die Sicherheitsbewertung beschränkt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Suchbox des Firefox besitzt zwar schon von Haus aus eine Vorschlagsfunktion, wesentlich mehr Infos bietet aber der "Inquisitor": Die von Yahoo entwickelte Erweiterung zeigt - ähnlich wie beim Internet Explorer 8 - einen kurzen Anreißer zu den vorgeschlagenen Seiten.

Besuch

Recht ansprechend aufbereitet wird dabei darüber informiert, wie oft man die entsprechende Seite in der Vergangenheit schon besucht hat, die Anzahl der dargestellten Vorschläge lässt sich frei einstellen. Zur Suche wird von Haus aus Yahoo verwendet, erfreulicherweise lässt der Hersteller aber auch einen Wechsel auf Google zu.

Auswahl

Die Erweiterung gibt es übrigens nicht nur für den Firefox sondern auch für Internet Explorer und Safari, sowie für das iPhone. Ein Hinweis für potentielle BenutzerInnen: Per Default schickt der Inquisitor Nutzungsstatistiken an Yahoo, dies kann allerdings in den Einstellungen mit einem Klick deaktiviert werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Einen äußerst sprechenden Namen hat sich "TooManyTabs" zugelegt, versucht es doch in jenen Situationen einzuspringen, in denen der Tabwust gänzlich unübersichtlich zu werden droht. So können gerade nicht benötigte Tabs in eine eigene Leiste ausgelagert und damit temporär aus dem Weg geräumt werden.

Ressourcen

Der wirkliche Clou dabei: Die Seite wird im Hintergrund geschlossen, der zugehörige Speicher freigegeben. Auf diese Weise verbrauchen Webpages, die man gerade nicht akut benötigt - aber für spätere Nutzung in Erinnerung halten will - keine unnötigen Ressourcen. Das Auslagern funktioniert dabei über einen Pfeil direkt am zugehörigen Tab, wem eine Zeile nicht reicht, kann hier auch mehrere definieren.

Tabs

Dies macht auch dann Sinn, wenn man eine weitere Funktion von "TooManyTabs" nutzt, die Möglichkeit bestimmte Seiten zu "pinnen", also auf Dauer an dieser Stelle abzulegen und so beim nächsten Start wieder griffbereit zu haben. Außerdem lassen sich einzelne Tabs mit spezifischen Farben hinterlegen und bis zu 20 bereits geschlossene Tabs wieder herstellen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Als "ultimatives Recherchetool" will sich "Googlepedia" positionieren. Nach der Installation der Erweiterung werden neben Google-Suchen künftig passende Ergebnisse aus Wikipedia geliefert.

Auf einen Blick

Doch damit nicht genug, lässt sich so einfach im Duo weiterstöbern, beim Klicken auf einen Link im Wikipedia-Beitrag werden auch die Google-Ergebnisse dem neuen Begriff entsprechend aktualisiert. Eine weitere Nettigkeit ist, dass von Wikipedia eingebundenen Bilder direkt auf die Version in voller Größe verlinkt sind.

Vermischtes

Welche Wikipedia dabei zum Einsatz kommt, richtet sich nach den Spracheinstellungen bei Google, der Wikipedia-Eintrag kann außerdem auf Wunsch leicht auf die ganze Seite ausgedehnt werden. Als Bonus entfernt das Addon auch die gewohnten Adwords von Google.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bei der täglichen Reise durch das Web gehören sie zu den unsichtbaren Begleitern: Die Web Bugs. Kleine Skripte, deren Aufgabe es ist, unser aller Nutzungsverhalten zu analysieren, immerhin sind diese Daten für die jeweiligen BetreiberInnen nicht zuletzt auch für die Platzierung von Werbung relevant.

Geister

All dies geschieht gewöhnlich im Verborgenen, etwas Licht ins Dunkel will hier "Ghostery" bringen. Die Erweiterung informiert mittels Overlay welche Web-Bugs auf der gerade besuchten Seite zum Einsatz kommen, die Beobachtung verschwindet dadurch zwar freilich nicht, wird aber immerhin transparenter gemacht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer viele Daten auf seinen Desktop lädt, der wird sich schon mal gefragt haben, wieso es eigentlich Sinn machen soll, dass alle Daten automatisch in ein und dem selben Verzeichnis landen sollen - unabhängig vom Inhalt. So oder so ähnlich haben sich das wohl auch die EntwicklerInnen von "Automatic Save Folder" gedacht, die Erweiterung ermöglicht jedenfalls erheblich mehr Flexibilität in Speicherfragen.

Regeln

Über die Einstellungen des Addons können eine beliebige Anzahl von Regeln festgelegt werden, die künftig ein zielgerichtetes Speichern ermöglichen. So können dann etwa alle JPEG-Bilder in dem einen Verzeichnis landen, während MP3s  in ein anderes wandern.

Kombination

Zusätzlich lässt sich das noch mit einzelnen Domains kombinieren, so dass dann etwa Dokumente von einer spezifischen Domain an einem separaten Ort abgelagert werden können. Für all jene, die wirklich fein graduierte Regeln festlegen wollen, ist es auch möglich reguläre Ausdrücke zur Filterung zu verwenden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer sich ungern durch mehrseitige Artikel klickt, dem wird Autopager gefallen: Das Addon lädt Folgeseiten automatisch nach und stellt sie unter der Originalseite dar, ähnlich wie bei vielen Dokumentanzeigeprogrammen ässt sich hier also einfach weiter scrollen.

Darstellung

Das Ganze funktioniert mit einer Fülle von Seiten, immerhin lässt sich Autopager mit eigenen Skripten erweitern. Ein prominentes Beispiel ist hierfür etwa die Google-Suche, wie im Bild oben dargestellt.

Konfiguration

Über die Einstellungen lässt sich zusätzlich frei festlegen, wieviele Seiten automatisch nachgeladen werden sollen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bittorrent ist als Technologie längst Alltag geworden, selbst so mancher große Softwarehersteller scheut nicht mehr davor zurück eigene Programme auch auf dem P2P-Weg anzubieten. Kein Wunder, lässt sich mit Hilfe der BenutzerInnen doch die Download-Last erheblich mildern.

Reduktion

Firetorrent hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Download entsprechend verteilter Dateien möglichst einfach zu gestalten. Hier kommt kein eigenes Interface zum Einsatz, stattdessen integriert sich die Erweiterung einfach mit dem Download-Manager, der Umstand, dass hier Bittorent benutzt wird, tritt so vollständig in den Hintergrund.

Einstellung

Einige Eckdaten lassen sich dann allerdings doch über die Einstellungen definieren, etwa Bandbreitenlimits für Up- oder Download. Der verwendete Port kann ebenso frei gewählt werden, wie die Proxy-Einstellungen oder er Speicherpfad.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer Online-Services wie den Google Reader intensiv benutzt, wird rasch deren gute Steuerung per Keyboard-Shortcuts zu schätzen wissen. Ebenso flott geht einem dieser Komfort dann aber auch bei anderen Services ab.

Shortcut

Zumindest für die Google-Suche bietet "Google Keyboard Shortcuts" Abhilfe, und dies so simpel wie es nur irgend geht. Mit den Pfeiltasten rauf und runter wechselt man zwischen den Ergebnissen, mit links und rechts zwischen den Ergebnisseiten. Per Enter lässt sich das gerade gewählte Ergebnis direkt aufrufen, mit Ctrl+Enter wird es in einem neuen Tab geöffnet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Wer sich dabei ertappt auf Webseiten die immer selbe Abfolge von Tasks auszuführen, dem sei iMacros ans Herz gelegt. Mittels der Erweiterung lassen sich einzelne Schritte zu Makros zusammenfassen, so dass sie künftig auf Knopfdruck in einem Rutsch durchgezogen werden.

Möglichkeiten

Dies beginnt bei dem simplen Öffnen einer fixen Liste von Tabs, geht über automatisierte Downloads beim Besuchen spezifischer Seiten und dem selbsttätigen Ausfüllen von Formularen bis zur Zusammenführung von Daten aus verschiedensten Online-Quellen.

Aufnahme

Makros können ganz einfach über eine Record-Funktion "aufgenommen" werden, wer mehr Kontrolle will, dem bieten sich zahlreich Beispielskripte an, um für eigene Entwicklungen zu lernen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit dem Firefox 3.5 wird auch der Mozilla-Browser künftig einen eigenen "Private Browsing"-Modus bekommen, bei dem die Spuren über das eigene Surfverhalten zumindest auf dem eigenen Rechner verwischt werden. Ab und an passiert es aber auch im Alltag einmal, dass man über eine Seite stolpert, die man am liebsten gleich wieder vergessen würde.

Vergessen

Hier hilft "Close n Forget": Einmal angerufen wird die gerade aktive Seite nicht nur geschlossen, es werden auch die zugehörigen Informationen wie Cookies oder History-Eintrag gelöscht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

In die Kategorie "nette Details, die man sich auch in der Default-Installation wünschen würde" fällt "Fission". Die Erweiterung hat sich dabei vom Apple- Browser Safari "inspirieren" lassen".

Fortschritt

Anstatt im Statusbar wird der Ladestand einer Seite direkt in der Adresszeile hinterlegt. Auf diese Weise wird die entsprechende Information wesentlich besser sichtbar und nimmt doch keinen unnötigen Raum an anderer Stelle ein.

Auswahl

Die vorgestellten Addons können natürlich nur einen kleinen Ausschnitt aus der Welt der Firefox-Erweiterungen bieten, insofern seien die LeserInnen dazu aufgefordert ihre eigenen Favoriten im Kommentarbereich zu posten. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.03.2009)

Screenshot: Andreas Proschofsky