Wien - "Es gibt immer noch Leute, die glauben die Versicherungsprämien sind noch staatlich geregelt", sagt Franz Floss, "außerdem sind die Österreicher treu", fügt der VKI-Chef an. Dabei hat der Verein für Konsumenteninformation in einem aktuellen Vergleich der KFZ-Haftplicht-Versicherungen einmal mehr herausgefunden, dass sich einerseits der Vergleich lohnt und andererseits handeln angesagt ist. Was dabei für den Konsumenten herauszuholen ist, sind keineswegs Peanuts: Wer sich die Mühe macht, sich umzuschauen und Angebote einzuholen, hat gute Chancen, einige hundert Euro pro Jahr einzusparen.

Der Wettbewerb am Markt werde eben größer, das habe einen durchaus positiven Effekt: "Wechseln müssen die Konsumenten aber schon selbst", spielt der VKI-Mann auf die bekannte Treue und Trägheit der Österreicher an. "Besonders jetzt besteht eine große Chance zu einem günstigen Prämienangebot, Rabatte zu verhandeln ist nach wie vor möglich", meint "Konsument"-Versicherungsexpertin Silvia Doppler.

Wechselbereitschaft bringt bares Geld

Der gute Rat: Nicht die erstbeste Versicherung, die möglicherweise das Autohaus beim Autokauf empfiehlt, annehmen. "Wechselbereitschaft bringt wirklich bares Geld", lautet Floss' Resumée aus dem jüngsten Vergleich. Die Angebote von 19 Versicherern - darunter zwei Onlinevertriebe - hat Konsument unter die Lupe genommen. Das Erfreuliche vorweg: Die Prämien für einen Neuabschluss wurden im Durchschnitt günstiger. Die schlechte Nachricht: Die Schere zwischen niedrigster und höchster Prämie ging auf. "Im ungünstigsten Fall zahlt man bis zu 140 Prozent mehr", zieht Franz Floss Bilanz.

294 Euro macht zum Beispiel der größte Unterschied in der 00er-Stufe (Renault Grand Espace) zwischen der günstigsten (VAV, 208,03) und der teuersten (Victoria Volksbanken, 501,94) Prämie bei jährlicher Zahlungsweise aus. Die besten Ergebnisse erzielten in dieser Stufe die VAV, Zurich Connect, Zürich und Helvetia. Auch beim VW Golf zahlt sich für langjährige Autofahrer ein Preisvergleich aus: Hier wurden Ersparnisse von bis zu 196 Euro erhoben.

Sparpotenzial für Neueinsteiger

Erhebliches Sparpotenzial gibt es besonders für Neueinsteiger: Die größte Differenz in der Stufe 09 findet sich wieder beim Renault-Fahrer. Während die Jahresprämie bei der VAV auf rund 585,07 Euro kommt, zahlt man bei Victoria Volksbanken mit 1.114,81 Euro fast das Doppelte. Auch beim VW Golf TDI lässt sich einiges herausholen: 424 Euro liegen zwischen den Angeboten der VAV und denen von Uniqa und Salzburger.

Sowohl langjährige Autofahrer als auch Einsteiger sind im "Konsument"-Test mit der VAV gut unterwegs. Sie ist sowohl in der 00er- als auch in der 09er-Stufe Testsieger. "Das bedeutet aber nicht, dass deren Angebote für jeden Autofahrer zu den besten zählen. Entscheidend bei der Prämiengestaltung sind in erster Linie die persönlichen Voraussetzungen", macht Doppler klar.

Rund 85 Millionen Euro im Jahr könnten an Kfz-Versicherungskosten eingespart werden, wenn sich nur ein Fünftel der Versicherungsnehmer durch einen günstigeren Vertrag 100 Euro jährlich erspart, rechnet Franz Floss vor. Was nicht oft genug gesagt werden kann: Sparpotenzial birgt nicht nur der Prämienvergleich. Auch mit anderen Maßnahmen kann man seinem Börsel Gutes tun, zum Beispiel mittels jährlicher Zahlungsweise. Im VKI-Test wären es dadurch bis zu rund 67 Euro pro Jahr weniger.

In Sachen Versicherungssumme

In Österreich ist seit dem 1. Juni 2007 eine Mindestversicherungssumme in Höhe von sechs Millionen Euro vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Diese Summen würden auf den ersten Blick zwar hoch erscheinen. Besonders bei Massenkarambolagen oder schweren Unfällen mit Personenschaden sei die Obergrenze schnell erreicht, so der VKI. Ab da hafte der Fahrer mit seinem privaten Vermögen.

Die Empfehlung von VKI-Expertin Doppler: "Wer auf Nummer sicher gehen möchte, dem empfehlen wir den Abschluss eines Vertrages mit einer höheren Versicherungssumme von beispielsweise zehn oder 15 Millionen Euro". Alle Versicherer bieten mittlerweile höhere Deckungssummen an, meist mit vergleichsweise geringen Auswirkungen auf die Prämien. Der Zuschlag liegt - je nach getesteter Versicherung - im Schnitt bei rund drei Prozent für zehn Millionen und rund sechs Prozent für 15 Millionen.

Was es zu einem gelungenem Wechsel aber noch braucht: "Erst abwarten, ob einen der Versicherer der Wahl auch will", warnt Doppler: "Bonus-Fahrer sind begehrt, bei jüngeren oder Malusfahrern wird nicht selten dankend abgewinkt." (Regina Bruckner)