Washington - Die Art wie Menschen denken, also welche Schaltkreise für die Lösung einer bestimmten Aufgabe verwendet werden, dürfte laut Forschungen eines internationalen Wissenschafterteams auch genetisch bedingt sein.

Für Mäuse und andere Labortiere präsentieren Wissenschafter praktisch täglich neue Erkenntnisse über die Funktion einzelner Gene oder über den Zusammenhang von Genetik und bestimmten Verhaltensweisen. Dazu werden Gene in den Tieren ausgeschaltet und dann verglichen, was in den Organismen anders läuft.

Das geht bei Menschen natürlich nicht. "Ersatz" sind für solche Untersuchungen eineiige Zwillinge. Die Forscher - unter ihnen auch Guilherme Wood vom Institut für Psychologie der Universität Salzburg - ließen für ihre Untersuchung sowohl Zwillinge wie auch "normale" Geschwister verschiedene Merkaufgaben lösen und beobachteten mittels funktioneller Magnetresonanz (fMRI) live, welche Gehirnareale gerade aktiv waren.

Obwohl die Forscher zur wenig verwundernden Erkenntnis gelangten, dass Menschen die gleichen Aufgaben auf sehr unterschiedliche Art und Weise lösen, kristallisierten sich nach und noch doch zwei bestimmte Typen von Mustern heraus.

Im einen Fall merkten sich die Personen etwa eine Abfolge von Zahlen eher über die Aktivierung von neuralen Netzwerken, die für Sprache verantwortlich sind. Im anderen Fall wurden Schaltkreise aktiv, die für die numerische Verarbeitung verantwortlich sind. Generell antworteten letztere Denktypen rascher auf die Aufgaben, wie die Psychologen im Fachblatt Science (Bd. 323, S. 1737) berichten.

Im Vergleich zwischen den genetisch identen eineiigen Zwillingen und "normalen" Geschwistern konnten die Wissenschafter klare statistische Zusammenhänge finden, dass die Zugehörigkeit zu einem der beiden Denktypen genetisch bedingt ist.

Mit anderen Worten: Die Genetik bestimmt zwar nicht was, aber wie wir denken. (APA, tasch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. März 2009)