Sicherheitsfanatiker diesseits und jenseits des Atlantiks sind sich in zwei Punkten ganz sicher: Polizei und Geheimdienste machen keine Fehler. Und Terroristen lassen sich von gigantischen Datenmengen abschrecken. Was liegt also näher, als die unfehlbaren Polizeidaten möglichst locker rund um den Globus zu schicken und zwei Generationen lang in Serverfarmen zu verstecken? Neben grundsätzlichen grundrechtlichen auch recht praktische Gründe.

Schon derzeit müssen Fluglinien Daten ihrer Passagiere vorab nach Washington übermitteln, wo sie mit den mittlerweile Millionen Datensätze umfassenden Terrorlisten abgeglichen werden. Das Problem: In schöner Regelmäßigkeit stecken unbescholtene Bürger plötzlich beim Zoll fest, weil ihr Name von jemandem falsch geschrieben worden ist.

Ein kleiner Preis für den Schutz vor heimtückischen Anschlägen? Wenn es einen solchen bieten würde, vielleicht. Nur: in der berechtigten Angst vor dem RAF-Terror begann das deutsche Bundeskriminalamt im großen Stil, Daten zu sammeln und abzugleichen - die Geburt der Rasterfahndung. Der Erfolg? Kaum messbar. Alle wichtigen Festnahmen von Terroristen erfolgten nach Hinweisen menschlicher Zeugen, die Computer-Helferleins brachten die Polizei nicht voran.

Die Sicherheitskräfte hat das nie gestört. Ihre Gleichung lautet weiterhin: Je mehr Daten ich sammle, desto höher sind meine Trefferchancen, zumindest irgendeinen Schuldigen zu erwischen. Dass auch die Unschuldigen ein Recht auf Schutz haben, kümmert niemanden. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 27. März 2009)