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Lisa Hütthaler leugnete im Oktober des Vorjahrs noch die Dopingvorwürfe.

Foto: APA/Gindl

Wien - Der Oberösterreicher Stefan Matschiner hat die von der Triathletin Lisa Hütthaler gegen ihn erhobenen schweren Doping-Vorwürfe am Freitag bestritten. "Ich kann das nur dementieren. Richtig daran ist nur, dass ich Hütthaler über Zoubek kennenlernte", meinte der derzeit in den USA weilende Sportmanager gegenüber der Internet-Plattform "ORF.at". Der Ex-Leichtathlet gab aber zu, dass Kontakt zur Triathletin Lisa Hütthaler bestanden habe: "Klar hatte ich Kontakt zu Lisa. Ich versuchte, ihr das Laufen beizubringen, weil das ihre Schwäche im Triathlon war."

Sein Auto wie auch jenes seiner Ehefrau sei laut Matschiner von den Behörden mit einem Peilsender, "auf dem BMI steht", versehen worden. Auch sein Haus würde von der Polizei beschattet werden. "Ich bin gut überwacht, ging meine Wege trotzdem ungehindert und bin nicht verhaftet worden, nicht einmal befragt", erklärte der Ex-Kohl-Manager. Nun müsse er sich mit seinem Anwalt absprechen, über weitere Schritte könne er nicht mehr sagen.

Knalleffekt

Ausgelöst wurde der Knalleffekt in der österreichischen Doping-Affäre durch das Doping-Geständnis der Triathletin Lisa Hütthaler in einem "Kurier"-Interview. Die 25-Jährige, die von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) wegen EPO-Dopings zwei Jahre gesperrt worden ist, aber Doping stets bestritten hatte, gab langfristiges Doping zu und nannte auch die Hintermänner. Hütthaler galt als großes Talent, bei der Duathlon-EM 2006 hatte sie Gold im U23-Bewerb gewonnen.

Hütthaler nannte sie den Kinderkrebsarzt Andreas Zoubek und Sportmanager Stefan Matschiner ("International Sports Agency"). Matschiner, einst Manager von Radstar Bernhard Kohl, der ebenfalls Doping zugegeben hat, soll sie mit EPO versorgt haben, Zoubek soll ihr sogar EPO gespritzt haben.

Aussagen auch bei der Polizei

Die Rechtsvertretung Zoubeks (Kanzlei Gheneff - Rami) wies in der Mittags-ZIB diese Angaben Hütthalers zurück. Deren Rechtsbeistand Manfred Ainedter wiederum bezeichnete die Aussagen seiner Mandantin als "natürlich richtig" und "hundertprozentig wahr".

Wie Ainedter betonte, habe die Triathletin bereits umfassend vor der Polizei ausgesagt. Dem Bundeskriminalamt und der Staatsanwaltschaft wären die gegen Zoubek und Matschiner gerichteten Vorwürfe seit einiger Zeit bekannt. "Man ist jetzt dabei, diese Aussagen zu verifizieren", sagte Ainedter.

Zoubek war am 16. November im "Kurier" mit schweren Vorwürfen konfrontiert worden. Er soll in einem Wiener Fitnesscenter EPO verkauft habe. Der "Kurier" stützte sich auf ein autorisiertes Interview und eine eidesstattliche Erklärung eines Athleten. Der Kinderkrebsarzt dementierte und sprach von "glatte Lügen". Die Leitung des Kinderspitals hat den Mediziner trotzdem vom Dienst freigestellt.

"Man wird schon beraten"

Sie habe die Lügen satt, sagte Hütthaler im "Kurier". Sie wolle ihren Beitrag leisten, damit sich die Situation in Zukunft verbessere. Zoubek, selbst aktiver Triathlet, habe ihr 2007 Matschiner empfohlen. Nach einem ersten Treffen habe sie von ihm "Ware" gekauft.  Innerhalb eines Jahres gingen dafür etwa 15.000 Euro drauf. Matschiner hätte Expertenwissen bezüglich des Einsatzes von EPO gehabt, so Hütthaler: "Man wird von ihm schon beraten." Später auch beim Blutdoping. Mediziner Zoubek habe sie mit Wachstumshormonen bekannt gemacht.

Sie wäre in ihrem Umfeld von Anfang an mit Doping konfrontiert gewesen. Ohne sei man chancenlos, wäre ihr immer wieder gesagt worden. Man könne mit EPO "unfassbar viel trainieren und ist am nächsten Tag trotzdem völlig regeneriert." Am Ende habe sie sich de Spritzen selbst gesetzt. Hütthaler erzählt im Gespräch mit "Kurier-Sportchef" Fleckl dann von ihrer Naivität und der Angst vor dem "Auffliegen." Sie sei nach ihrem positiven Dopingtest in schlechtem Zustand gewesen und müsse Medikamente nehmen.

Nun versuche sie, ihre Angst zu überwinden und wolle gegenüber der NADA alles offenlegen. "Ich mag wieder erhobenen Hauptes auf die Straße gehen können." Sie wolle ihrer Karriere retten und irgendwann in den Sport zurückkehren. Von der Staatsanwaltschaft Wien gab es vorerst aber keine Stellungnahme.

Bestechungs-Vorwurf

Jedoch könnte auch Hütthaler ein Strafprozess drohen, im Raum steht der Vorwurf der Bestechung. Hütthaler soll am 20. Mai 2008, als im WADA-Labor in Seibersdorf ihre B-Probe geöffnet wurde, versucht haben, eine Mitarbeiterin mit 20.000 Euro dazu zu bringen, ihre Probe zu manipulieren. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt leitete daraufhin ein Verfahren wegen versuchter Bestimmung zum Amtsmissbrauch ein, es drohen sechs Monate bis fünf Jahre Haft. Der entsprechende Vorhabensbericht, in dem entweder die Einstellung des Verfahrens oder die Anklageerhebung vorgeschlagen wird, liegt bereits bei der Oberstaatsanwaltschaft.

Im April 2008 war Hütthaler mit einem weiteren Vorfall in die Schlagzeilen geraten. Beim Triathlon-Weltcup in New Plymouth (Neuseeland), einem Qualifikationsbewerb für Olympia in Peking, war sie in einen Sturz von Olympiasiegerin Kate Allen verwickelt. Allen zog sich dabei schwere Verletzungen zu und konnte sich nicht wie geplant auf ihre Titelverteidigung in China vorbereiten. 

Verurteilungen in Oberösterreich

Ebenfalls am Freitag wurde bekannt, dass ein 38-jähriger Oberösterreicher und seine 31-jährige Lebensgefährtin vom Landesgericht Linz zu bedingten Haftstrafen verurteilt worden. Sie kommen aus der Bodybuilder-Szene und haben Doping-Mittel erworben und gewinnbringend weiterverkauft haben. Der Mann bekam acht Monate, die Frau drei. Die Urteile sind rechtskräftig. (red)