Tel Aviv/Gaza - Zwei Monate nach Ende des Gaza-Feldzuges streiten Israel und die Palästinenser sowohl über die Zahl der Todesopfer als auch die Zahl der getöteten Zivilisten. Die Palästinensische Menschenrechtsorganisation PCHR warf Israel in der Nacht zum Freitag eine Verzerrung der Realität vor und forderte eine internationale Untersuchung. Dagegen sagte eine israelische Militärsprecherin, die israelischen Zahlen seien seriös und basierten auf einer tiefgründigen Analyse des Armeegeheimdienstes.

Nach palästinensischen Angaben sind während der 22 Tage langen Militäroperation im Gazastreifen um den Jahreswechsel 1417 Palästinenser getötet worden; darunter 926 Zivilisten sowie 236 Mitglieder militanter Gruppen und 255 Mitarbeiter der von der Hamas kontrollierten Polizei. Unter den Todesopfern seien auch 313 Jugendliche im Alter unter 18 Jahren und 116 Frauen.

Nach israelischen Angaben sind 1166 Palästinenser ums Leben gekommen. 709 sollen in Terror verstrickt gewesen sein. Die israelische Armee geht von nur 295 getöteten Zivilisten aus. Davon seien 89 jünger als 16 Jahre alt gewesen. Außerdem seien 49 Frauen ums Leben gekommen.

"Relativ gering"

Die Armeesprecherin sagte, die Zahl der Todesopfer sei relativ gering, wenn man berücksichtige, dass die Kämpfe in dicht besiedelten Gebieten stattgefunden hätten. "Die Zahlen zeigen, dass es große Anstrengungen der Armee gegeben hat, ihre Operationen präzise auszuführen", sagte sie.

"Manipulationsversuch"

Die palästinensische Menschenrechtsorganisation, die eine Liste mit allen Namen der Todesopfer und deren Todesdatum veröffentlicht hatte, warf Israel einen "absichtlichen Manipulationsversuch vor, um den Charakter der Militäroffensive zu verzerren und Israels illegale Aktivitäten zu verschleiern".

Strittig zwischen Israel und der Hamas ist vor allem die Einordnung von Hamas-Sicherheitskräften wie Polizisten, die beispielsweise den Straßenverkehr regeln. Israel betrachtet diese auch als Mitglieder einer Terrororganisation. Die Palästinensische Menschenrechtsorganisation weist darauf hin, dass die Hamas in einen zivilen und bewaffneten Flügel gespalten ist und verschiedene Organisationen hat. Deshalb sei es illegal, Polizeimitarbeiter als bewaffnete Kämpfer einzustufen. (APA/dpa)