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Grafik: apa

Wien - Die Mehrheit der Österreicher glaubt, dass sich die EU zu viel in die österreichische Innenpolitik einmischt. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) hervor, die am Freitag präsentiert worden ist. Demnach meinen 54 Prozent der Befragten, dass die EU zu viel eingreift beziehungsweise dass sie überhaupt nicht eingreifen soll. Immerhin fast zwei Drittel verbinden mit dem Begriff "Europäische Union" generell aber positive Gefühle.

Der Umfrage zufolge glauben 34 Prozent der Österreicher, dass die Union zu viel in das innenpolitische Geschehen eingreift. Ein Fünftel ist weiters der Meinung, sie sollte überhaupt nicht eingreifen. Dass sich die EU "gerade richtig" einmischt, meinen 29 Prozent.

Glühbirnen und Rauchverbot

Geht es um konkrete Fragen und Themen, die von der EU in letzter Zeit behandelt wurden, zeigt sich allerdings ein diffuses Bild: Bei der Abschaffung der Glühbirnen etwa kümmert sich die EU für die Österreicher zu viel (42 Prozent), ebenso beim Thema Rauchverbot (38 Prozent). Bezüglich der Lebensmittelkennzeichnung glauben hingegen 41 Prozent, dass sich die Union zu wenig bemüht. Ein "eklatanter Informationsmangel", wie es die Studienautoren bezeichnen, herrscht beim Thema Lärmschutzrichtlinie, also dem Schutz vor zu großer Lärmbelastung am Arbeitsplatz - 45 Prozent wissen damit nichts anzufangen.

Geschätzt wird die Arbeit der EU im Bereich der Kriminalitätsbekämpfung, 42 Prozent beurteilen diese als "eher positiv". Weniger Vertrauen haben die Österreicher demnach in die Maßnahmen gegen Tiertransporte und Käfighaltung, hier wird die Politik der EU von 46 Prozent als "eher negativ" bewertet. Für 34 Prozent sind außerdem die bisherigen EU-Erweiterungen "eher negativ".

Zwei Drittel pro EU

Im Gegensatz zur bisher konstatierten EU-Skepsis stehen die Österreicher dieser Umfrage zufolge der EU aber grundsätzlich positiv gegenüber: Fast zwei Drittel verbinden demnach mit dem Begriff "Europäische Union" "eher" oder "sehr" positive Gefühle. Dieses Ergebnis bestätigt den Studienautoren zufolge den Trend, dass der EU in Zeiten der Wirtschaftskrise Lösungskompetenzen zugebilligt werden. 58 Prozent der Befragten halten außerdem gemeinsame Symbole wie die EU-Fahne oder die Hymne für "gut", 34 Prozent sind diese Gemeinsamkeiten allerdings "egal".

Eine eindeutige Mehrheit von 70 Prozent der Befragten ist weiters der Meinung, dass die meisten Fehler und Versäumnisse der EU darauf zurückgehen, dass die Regierungen der Mitgliedstaaten nur ihre nationalen Interessen verfolgen, anstatt zusammenzuarbeiten. Trotzdem sind fast ebenso viele Österreicher (69 Prozent) dafür, dass die EU auch zukünftig ein loser Staatenbund bleiben soll. Der Studie liegt eine Telefonbefragung im Februar und März dieses Jahres unter 1.016 Befragten zugrunde. (APA)