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Wien - Österreich kann sich der weltweiten Rezession nicht entziehen: Die heimische Wirtschaft dürfte heuer um 2,2 bzw. 2,7 Prozent schrumpfen, nehmen Wifo und IHS in ihrer Frühjahrsprognose an. 2010 soll es dann wieder leicht aufwärtsgehen: Das Wirtschaftsforschungsinstitut rechnet mit 0,5 Prozent BIP-Plus für kommendes Jahr, das Institut für Höhere Studien mit 0,4 Prozent Plus. 2008 ist Österreichs Wirtschaft noch um 1,8 Prozent gewachsen. Düster sind die Aussichten für Arbeitsmarkt und Budget: Das Defizit dürfte heuer 3 1/2 Prozent betragen und 2010 auf 4 Prozent steigen.

"Tiefe Rezession"

"Die Weltwirtschaft ist in einer tiefen Rezession", der sich "Österreich als kleine, exportorientierte Volkswirtschaft nicht entziehen kann", erklärten die Experten bei der Prognose-Vorlage am Freitag. Es handle sich um "den schwersten Wirtschaftseinbruch der Nachkriegszeit". Die Arbeitslosenquote nach heimischer Berechnung dürfte 2009 auf fast 7 1/2 Prozent und 2010 über 8 Prozent klettern. Die Beschäftigtenzahl dürfte, nach mehreren Jahren mit Zuwächsen, heuer um über 1 Prozent und 2010 nochmals um 1/2 Prozent zurückgehen.

2010 sollten dann auch international die Maßnahmen zur Konjunkturstützung greifen. Dies werde die Nachfrage stabilisieren, so dass Österreichs Wirtschaft um 1/2 Prozent wachsen kann, hoffen die Fachleute. Wie in den meisten EU-Staaten wird die 3-Prozent-Grenze beim Budgetdefizit laut Maastricht allerdings mit heuer 3,5 und nächstes Jahr 4 Prozent überschritten werden, so das Wifo. "Jedoch leisten die fiskalpolitischen Maßnahmen in dieser außergewöhnlichen Wirtschaftslage einen wichtigen Beitrag zur Stützung der heimischen Wirtschaft und sind daher als notwendig zu bewerten", wird betont. Die Konjunkturpakete hält das IHS "noch für ausreichend dotiert".

Exporte, Produktion, Investitionen brechen ein

Vor allem ein starker Einbruch bei Exporten, Produktion und Investitionen schwächt die Wirtschaftskraft Österreichs im heurigen Jahr, während der Privatkonsum durch die hohen Lohnabschlüsse 2008, die Steuerreform und verschiedene Transfers dieses und nächstes Jahr weiterhin real wächst. Es steigen die verfügbaren Haushaltseinkommen heuer real aber nur um 1,2 Prozent, obwohl die Arbeitseinkommen netto pro Kopf um 3,6 Prozent wachsen, so das Wifo. Heuer schrumpft die Sachgütererzeugung über 5 Prozent, der Handel 1,5 Prozent, befürchtet das Wifo. Die Inflation dagegen sinkt wegen der Energiepreisrückgänge deutlich auf heuer unter ein Prozent und etwas über ein Prozent 2010, nehmen Wifo und IHS in ihrer Frühjahrsprognose von Freitag weiter an.

Die Weltrezession schlägt voll auf Österreichs Außenwirtschaft durch: Die Warenexporte dürften heuer um 7 Prozent (Wifo) bis 9,5 Prozent (IHS) einbrechen, für die Importe wird mit -5,0 bzw. -6,7 Prozent ein nur etwas geringeres Minus erwartet. Gründe für das Exportminus sind der markant verlangsamte Welthandel und die sehr schwache Nachfrage aus Deutschland und Osteuropa nach Produkten aus Österreich, wie das IHS betont. Die Importe wiederum werden durch die schwächere Binnennachfrage gebremst. 2010 sollte sich die Außenhandelsdynamik wieder leicht beleben, erwartet werden reale Ausfuhrzuwächse um 0,5 (Wifo) bzw. 2,8 Prozent (IHS).

Deutlicher Abschwung in Deutschland

Noch stärker exportabhängige Länder trifft der globale Konjunktureinbruch massiver als Österreich: Deutschlands Wirtschaftsleistung dürfte heuer um 4 1/4 Prozent zurückgehen, glaubt das IHS, jene des Euroraums um 3 1/2 Prozent - das Wifo erwartet 3 Prozent Rückgang. Für Mittel- und Osteuropa wird vom IHS ein Minus von 3/4 Prozent erwartet, das Wifo sieht für die acht neuen EU-Mitgliedsländer (u.a. ohne Slowakei) heuer eine Stagnation, für die USA -2,7 Prozent, für die OECD -3,0 Prozent. 2010 sollte Europas Wirtschaft um 1/2 Prozent zulegen, so das IHS; das Wifo sieht die EU-27 kommendes Jahr nur auf der Nulllinie.

Die Bruttoanlage- bzw. Bruttoinvestitionen dürften in Österreich heuer um 5 bis über 6 Prozent zurückgehen, glauben Wifo und IHS; 2010 könnte sich ein kleines Plus ausgehen (Wifo) oder es gibt doch noch ein Minus (IHS). Besonders stark sinken die Ausrüstungsinvestitionen, laut Wifo und IHS real um 10 bzw. 8 Prozent 2009; 2010 kann maximal eine Stagnation erreicht werden. Die Bauinvestitionen dagegen dürften heuer nur um 1 bis 2 Prozent schrumpfen, 2010 könnten sie 0,5 Prozent zulegen (Wifo) oder nochmals um 1 Prozent sinken (IHS).

Der heimische Arbeitsmarkt reagiert auf die Konjunkturabschwächung "ungewöhnlich rasch", stellt das Wifo fest. Schon seit April 2008 stagnierte die Beschäftigung im saisonbereinigten Vormonatsvergleich, seit Oktober sinkt sie. Die Beschäftigtenzahl werde heuer um 38.000 (-1,2 Prozent) abnehmen, jene der vorgemerkten Arbeitslosen um 53.000 (+25 Prozent) steigen. Auch 2010 werde sich die Lage noch nicht bessern: Die Beschäftigung werde um weitere 20.000 sinken (-0,6 Prozent) und die Arbeitslosigkeit um 33.000 Personen steigen. Die Arbeitslosenquote werde auf 7,3 Prozent 2009 und 8,2 Prozent 2010 klettern, laut Wifo "die höchste Quote seit über 20 Jahren".

Bevorstehende Preissenkungen

Die Inflation sehen Wifo und IHS heuer im Jahresschnitt bei nur 0,6 bzw. 0,9 Prozent, kommendes Jahr bei 1,1 bzw. 1,4 Prozent. Seit dem langjährigen Höchststand von 3,9 Prozent im vergangenen Juni ist die Teuerungsrate bis Jänner/Februar auf 1,2 bzw. 1,3 Prozent zurückgegangen. In den kommenden Monaten dürfte sich der Preisauftrieb weiter verlangsamen, weil die Preissenkungen im Gefolge des Erdölpreisverfalls noch bevorstehen, sagt das Wifo.

Den Brent-Ölpreis, 2008 im Schnitt noch bei 97 Dollar (71,3 Euro) pro Fass, erwarten Wifo und IHS heuer bei rund 45 Dollar, nächstes Jahr bei 55 (Wifo) bzw. 60 Dollar (IHS). Den Wechselkurs, im Vorjahr 1,47 Dollar pro Euro, sieht das Wifo heuer und 2010 bei 1,25, das IHS in beiden Jahren bei 1,30.

Düsterer Ausblick der OECD

Die OECD will die Konjunkturprognose für ihre 30 Mitgliedsländer drastisch senken. In den Industriestaaten sei im laufenden Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 4,2 Prozent zu erwarten, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurria, am Freitag. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird ihren genauen Ausblick auf die Konjunktur am Dienstag vorlegen.

Im November hatte sie für die OECD-Länder nur einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,4 Prozent vorhergesagt. Wegen der weltweiten Rezession haben seitdem zahlreiche Institute und Organisationen ihre Konjunkturprognosen gesenkt. (APA/Reuters/red)