New York - Bei Operationen verabreichte Narkosemittel können die Hirnentwicklung von Kleinkindern beeinträchtigen. Werden die jungen Patienten in den ersten drei Lebensjahren wiederholt anästhesiert, entwickeln sie bis zum Erwachsenenalter eher Lernstörungen. Damit bestätigt eine amerikanische Studie entsprechende Ergebnisse aus Tierversuchen erstmals auch am Menschen. Unklar ist allerdings, ob die Narkosemittel tatsächlich die Ursache der Lernprobleme sind.

Studien an Nagetieren hatten schon früher darauf hingewiesen, dass Narkosemittel die Hirnentwicklung schädigen können. Umstritten ist allerdings, ob diese Ergebnisse auch für den Menschen gelten. Einigkeit besteht darin, dass das schnell wachsende Nervensystem kleiner Kinder besonders empfindlich ist.

Doppeltes Risiko

Nun werteten Anästhesisten der Mayo Clinic in Rochester medizinische Daten von mehr als 5.300 Kindern aus. Demnach hatte eine einzelne Anästhesie vor dem dritten Geburtstag keine erkennbaren Auswirkungen auf die spätere Schulleistung. Dagegen war das Risiko für Probleme im Lesen, Schreiben und Rechnen bei zwei solchen Behandlungen fast verdoppelt.

Die Gefährdung stieg mit zunehmender Häufigkeit und Dauer des Einsatzes der Arzneimittel. Die meisten Behandlungen erfolgten entweder mit Lachgas oder aber mit Halothan. Dieses Medikament wird inzwischen zwar nur noch selten verwendet, aber die gängigen Folgepräparate haben den Forschern zufolge eine ähnliche Wirkung auf das Gehirn.

Trotz des klaren Resultates warnt Studienleiter Robert Wilder im Fachblatt "Anesthesiology" vor voreiligen Schlüssen. "Das Problem ist, dass jeder, der anästhesiert wird, auch eine Operation hat", sagt er. "Es ist unklar, ob das Anästhetikum, die Belastung durch die Operation oder aber das zugrundeliegende Problem für die Lernstörungen verantwortlich ist." (APA/AP)