Wien - Beim Linzer Stahl- und Verarbeitungskonzern bahnt sich eine deutliche Ausweitung der Kurzarbeit an. Laut Branchengerüchten ist von einer Ausweitung auf nahezu die ganze Voest-Belegschaft in Österreich die Rede. Das bestätigt man nicht, Voestalpine-Chef Wolfgang Eder stellt allerdings in Aussicht, dass die Zahl der auf Kurzarbeit gesetzten Beschäftigten verdoppelt werden könnte.

"Derzeit sind an österreichischen Standorten rund 5200 Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet, knapp 2950 tatsächlich in Kurzarbeit. Für Österreich erwarte ich in den kommenden Monaten eine weitere Ausdehnung, die bis zu einer Verdoppelung der Kurzarbeit über den Sommer reichen kann", sagte Eder in einem Format-Interview. Er schließt auch Kündigungen bei der Stammbelegschaft nicht mehr aus, nachdem 1400 Leiharbeitsplätze bald vollständig abgebaut seien. "Wir versuchen, ohne großflächige Kündigungen auszukommen, ausschließen können wir aber nichts. Oberstes Ziel bleibt aber jedenfalls, dass möglichst wenige Menschen ihre Arbeit verlieren."

Kündigungen gab es zuletzt bei der Voest-Edelstahl-Division Böhler-Uddeholm und zwar in der Sparte Precision Strip am Standort Böhlerwerk im Mostviertel. Rund 80 Mitarbeiter werden gekündigt, etwa 15 Prozent der Stammbelegschaft. Nötig ist dies laut Voestalpine aufgrund der "anhaltenden Verschlechterung der Wirtschaftslage in praktisch allen wesentlichen Abnehmerbranchen."

Die zu Jahresbeginn eingeleiteten Maßnahmen hätten nicht mehr ausgereicht, um die Kapazitäten an die weiterhin starken Auftragsrückgänge anzupassen. Die betroffenen Mitarbeiter könnten "unverzüglich" in die Voestalpine-Stahlstiftung eintreten und Umschulungen und eine zusätzliche finanzielle Abgeltung in Anspruch nehmen, teilte der Konzern mit.

Liquiditätspolster 

Böhler-Uddeholm Precision Strip erzielte laut eigenen Angaben zuletzt einen Jahresumsatz von rund 110 Millionen Euro und beschäftigt am Standort Böhlerwerk rund 525 Mitarbeiter. Die Division Precision Strip ist globaler Marktführer in den Produktgruppen Bimetallband, Stanzmesserstahl sowie Rill- und Schneidlinien.

Zur Liquiditätslage sagte Eder laut Format, dass der Konzern ohne Berücksichtigung der soeben platzierten 400-Millionen-Euro-Anleihe einen Liquiditätspolster von rund einer Milliarde Euro habe, der sich aus Cash-Reserven und garantierten, aber nicht in Anspruch genommenen Kreditlinien ergebe.

Auf Expansion stehen die Zeichen in der Bahnsparte der Voestalpine. VAE hat einen US-amerikanischen Anbieter von Spezialkomponenten für den Bahnfahrweg übernommen. Angaben zum Kaufpreis für die aus Illinois stammende Leading Edge Enterprise Inc. machte Voestalpine am Freitag nicht. Ein Unternehmenssprecher sagte lediglich, dass dies nur ein kleiner Schritt in Richtung Expansion der wirtschaftskrisentechnisch noch sehr zufriedenstellend laufenden Division Bahnsysteme sei. VAE ist Weltmarktführer im Weichenbau. Die Gruppe setzt jährlich rund 650 Millionen Euro um und beschäftigt weltweit über 4800 Mitarbeiter. Voestalpine notierten zuletzt mit 10,41 Euro. (Reuters, APA, DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.3.2009)