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"Der größte aller Regierungschefs": 1,90-Mann Milo Djukanovic.

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Vom Selbstbewusstsein her sind Djukanovic und sein italienischer Konterpart Silvio Berlusconi (links im Bild) auf Augenhöhe.

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Nicht nur wegen seiner Körpergröße fällt Milo Djukanovic auf. Dem 1,90-Meter langen, laut Eigenbeschreibung „größten aller Regierungschefs" fehlt es nicht an Selbstbewusstsein. Dass er die Wahl in Montenegro am Sonntag verlieren könnte, kommt dem 47-Jährigen gar nicht erst in den Sinn. "Ich werde es", erteilte er jeglichen Spekulationen brüsk eine Absage. Der Chef der Demokratischen Partei der Sozialisten (DPS) und früherer Anhänger des gestürzten serbischen Machthabers Slobodan Milosevic ist trotz seiner relativen Jugend ein politischer Dinosaurier in dem jungen Staat mit knapp 680.000 Einwohnern an der östlichen Adria.

Betrachtet man die bisherige Erfolgsbilanz der DPS seit ihrer Gründung aus den Beständen des Bundes der Kommunisten 1990, so erscheint Djukanovics Prahlen tatsächlich wenig vermessen. Seit beinahe zwanzig Jahren hat die Partei keine einzige Parlamentswahl verloren, weder zu Zeiten der jugoslawischen Bundesrepublik, noch innerhalb des Staatenbündnisses Serbien-Montenegro, von dem sich die kleine Adriarepublik 2006 löste. Seit 1991 nahm Djukanovic mit kurzen Pausen entweder am Präsidentensessel oder jenem des Regierungschefs Platz.

"Britva"

Obwohl er sich nach der Unabhängigkeit, in die er sein Land vor drei Jahren geführt hatte, aus der Politik in Richtung Privatwirtschaft zurückziehen wollte, blieb Djukanovic dem kleinen Balkanvolk bisher erhalten. Dass sich die 494.000 Montenegriner, die am Sonntag wahlberechtigt sind, diesmal gegen „Britva" (Rasiermesser) entscheiden werden, ist allen Prognosen zufolge unwahrscheinlich. Zu einschneidend war schon bisher der Einfluss, den Djukanovic ausgeübt hat.

Dabei erfüllt der Dauerpotentat recht genau das westliche Klischee des korrupten Balkanpolitikers, der neben seinen Regierungsgeschäften auch in die eigene Tasche wirtschaftet. Zwischen 1994 und 2004 soll er maßgeblich an Zigarettenschmuggel zwischen Italien und Montenegro beteiligt gewesen sein, deutsche und italienische Behörden ermittelten deshalb gegen den Politiker. Djukanovic bestreitet diese Vorwürfe bis heute. 

"Das sind alles Lügen"

Die Opposition, ansonsten kaum imstande, der Popularität Djukanovics Argumente entgegenzusetzen, wirft ihm vor, die Unabhängigkeit Montenegros deshalb so vehement betrieben zu haben. "Ich hatte damit nichts zu tun. Das sind alles Lügen", wurde Djukanovic von der italienischen Zeitung "La Repubblica"  zitiert, nachdem er von einem italienischen Gericht vernommen worden war. Es soll allerdings nicht die Tatsache bestritten haben, dass aus den Gewinnen des Schmuggels zwischen Montenegro und Italien die wegen der Balkankriege und UN-Handelssanktionen leere Staatskasse gefüllt wurde. Dies seien legitime Reexportgeschäfte gewesen, beteuerte Djukanovic wiederholt.

Die Anklage, welche wenige Monate später in Italien gegen mehrere Montenegriner aus dem engsten Umfeld von Djukanovic erhoben wurde, bezog sich nicht auf den DPS-Chef. Ihn als Regierungschef schützte nämlich die strafrechtliche Immunität. Dass dies auch nach Sonntag so bleibt, gilt als so gut wie sicher. (APA/flon/ derStandard.at, 27.3.2009)