Diskussion über Management und Ethik (v. li.): Karin Bauer (KarrierenStandard), Norbert Zimmermann (Berndorf), Ewald Nowotny (OENB), Gertrud Tauchhammer (Moderation), Martin Winkler (Oracle), Eva Marchart (Raiffeisen Centro Bank), Kurt Bergmann (Licht ins Dunkel).

Foto: STANDARD/Hendrich

Bild nicht mehr verfügbar.

Braucht die Wirtschaft klare Regeln?

Foto: dpa/Anspach

"In Krisenzeiten hat Ethik Hochkonjunktur", meint Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, gleichzeitig warnt er aber vor allzu großen Erwartungen. "Manager müssen auch weiterhin ihre Leistung bringen", antwortet Nowotny bei der Podiumsdiskussion am Dienstag in der Nationalbank auf die Frage, ob es durch die Krise zu einem Wertewandel kommen wird.

Solidaritätsgefühl

Dass es zu einem nachhaltigen Wertewandel kommen wird, bezweifelt auch Norbert Zimmermann, Vorstandsvorsitzender von Berndorf. "Denn in drei, vier Jahren, wenn wir wieder einen Aufschwung erleben, werden wir diese Wertediskussionen vergessen haben", prognostiziert er.
Ein gesteigertes Solidaritätsgefühl in der Gesellschaft ist für Licht-ins-Dunkel-Chef Kurt Bergmann schon jetzt erkennbar. "Auch wenn weniger Unternehmer heuer gespendet haben, konnte durch Kleinspender erneut ein Rekordergebnis erzielt werden."

Zur Mitarbeiterführung in schwierigen Zeiten meint Karin Bauer, Leiterin des Karrieren- Standard: "Wenn Unternehmen erst jetzt anfangen sich über Werte und Ethik Gedanken zu machen, ist es eigentlich schon sehr spät." Denn unabhängig von der wirtschaftlichen Lage, gehe es immer um Respekt und Wertschätzung den Mitarbeitern gegenüber, so Bauer. "Der ethische Anspruch ist jetzt nicht anders als zuvor", stimmt Martin Winkler, Verkaufsdirektor von Oracle Österreich, Bauer zu. Die wichtigste Aufgabe für Unternehmer sei die Stärkung des Vertrauens sowohl bei den Lieferanten und Kunden als auch bei den eigenen Mitarbeitern.

Turbo-Kapitalismus

Eva Marchart, Vorstandsvorsitzende der Raiffeisen Centro Bank, sieht in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage auch die Bestätigung dafür, dass modernes Wirtschaften Regeln braucht. Sie weist aber darauf hin, dass vieles abgewendet hätte werden können, wenn das bestehende Regelwerk eingehalten worden wäre. "Aber für viele ist es eben sehr gut gelaufen." Die weitreichenden Auswirkungen der Wirtschaftskrise hätten aber deutlich gemacht, dass Störungen in einzelnen Teilen durch die Globalisierung rasend schnell auf andere Volkswirtschaften übergreifen, ergänzt Marchart. Überzeugt ist sie, dass der Turbo-Kapitalismus als Synonym für kurzfristige Gewinnmaximierung eindeutig vorbei ist.

Keine Abkehr oder gar ein Ende der Globalisierung erwartet sich Winkler: "Es gibt keinen Grund dafür, die Globalisierung war nicht Auslöser der Krise." In Zukunft werde diese aber unter anderen Rahmenbedinungen stattfinden, ist er überzeugt. Nowotny erwartet sich sehr wohl Änderungen in diesem Regelwerk. "Von den hohen wirtschaftlichen Anreizen haben vor allem jene profitiert, die ohnehin schon viel bekamen." Er ist überzeugt, dass die Krise zu einer stabilitätsorientierteren und weniger risikofreudigen Gesellschaft - vielleicht auch mit geringerem Wachstum - führen werde. (Gudrun Ostermann/DER STANDARD; Printausgabe, 28./29.3.2009)