Die US-Börsen haben ihre (vermutliche) Bärenmarktrallye eindrucksvoll fortgesetzt. Der S&P 500 (+ 6,23%), Dow Jones (+ 7,08%) und der breite Index der Technologiebörse Nasdaq (+ 6,98%) steigen bei hohen Volumina auf Jahreshöchststände. US-Leichtöl klettert auf USD 53/Barrel, Gold tendiert nahezu unverändert bei USD 934/Unze. An den Kreditmärkten rentieren die zehnjährigen Staatsanleihen nun bei 2,748 %, die Rendite der 30-jährigen Bonds sinkt auf 3,65 %.

Die neue Plan zum Ankauf von toxic assets wurde positiv aufgenommen. Finanzminister Geithner präsentierte ein Programm im Ausmaß von bis zu einer Billion US-Dollar. Das Public Private Investment Program (PPIP) soll nun einen möglichst hohen Anteil privater Investoren zum Kauf von hypothekenbesicherten Derivaten ermutigen. Pro Dollar, den das Finanzministerium investiert, müssen qualifizierte Investoren einen Dollar risikotragendes Privatkapital einzahlen. Die neu geschaffenen Investmentvehikel erhalten anschließend eine Garantie durch die staatliche Einlagensicherung der FDIC. Der Umfang der verbleibenden toxischen Wertpapiere dürfte jedoch schwer zu quantifizieren sein. Bill Gross meinte dazu in einem Bloomberg-Interview es werden "wohl noch einige Tausende Milliarden Dollar" sein.

In einer Anhörung vor dem Bankenausschuss des Repräsentantenhauses forderten Tim Geithner und Ben Bernanke weitreichende Kompetenzen, die ihnen eine komplette Neuregulierung des Finanzmarktes erlauben sollen. Man plane eine neue Aufsichtsbehörde, die nicht nur Banken sondern Finanzunternehmen aller Art verstaatlichen kann. Man wolle zudem die internen Zahlungs- und Verrechnungssysteme genauer unter die Lupe nehmen dürfen. Es geht nicht um "Reparaturen am Rande, sondern um neue Spielregeln", sagte der Minister bei der Vorstellung seiner Pläne.

Makrodaten überraschen erneut positiv

Die Konjunkturdaten überraschten überwiegend positiv. So kletterten die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter im Februar um 3,4 %, der Konsens ging von einem Rückgang in Höhe von 2 % aus. Das BIP sank im vierten Quartal annualisiert um 6,3 %, der Konsens war jedoch von 6,5 % ausgegangen. Auch die Verkäufe neuer Häuser stiegen unerwartet deutlich.

Das Übernahmeangebot von IBM für den Konkurrenten Sun Microsystems dürfte sich nun verzögern. Definitiv ist aber der massive Stellenabbau IBMs im Servicegeschäft. Tausende Jobs sollen nach Indien verlagert werden. Palm meldete einen 70%igen Umsatzeinbruch. Der Nettoverlust stieg im Vorjahresquartal von USD 54,7 Mio auf USD 95 Mio. Hoffnung wird in das Smartphone "Palm Pre" gesetzt, das Apples iPhone Konkurrenz machen soll. Die Einführung verzögert sich jedoch um einige Monate. Goldman Sachs möchte Staatshilfen von bis zu USD 10 Mrd. nun bereits demnächst zurückzahlen. Man werde die 5%ige Beteiligung an der chinesischen ICBC verkaufen, um eine baldige Rückzahlung zu ermöglichen.

Immobiliendienstleister CB Richard Ellis klettert 85 %, nachdem zahlreiche Gläubiger dem Unternehmen Zugeständnisse bei Kreditvereinbarungen gemacht hatten. Nycomed hat Goldman Sachs beauftragt einen Käufer zu suchen. Der Kaufpreis könnte bis zu USD 10 Mrd. betragen. Nach der Übernahme von Schering-Plough durch Merck & Co sowie der Akquisition von Wyeth durch Pfizer dürfte die Branchenkonsolidierung munter weitergehen. Roche dürfte die Übernahme von Genentech nun endgültig gelungen sein. Bis Ablauf der Angebotsfrist wurden 84,7 % der ausstehenden Aktien angedient, Roche hält nun 93 % aller ausstehenden Aktien.

Elefantenhochzeit im Ölsektor

In Kanada wurde eine milliardenschwere Übernahme gemeldet. Suncor Energy übernimmt für rund USD 15 Mrd. den kleineren Rivalen Petro-Canada und steigt damit zum größten Energieunternehmen des Landes auf. Die Luftfahrtorganisation IATA gab bekannt dass die Branche weltweit Verluste in Höhe von USD 4,7 Mrd. einfliegen würde. Zuvor war man noch von lediglich USD 2,5 Mrd. ausgegangen. Man erwarte einen Einbruch der Passagierzahlen um 5,7 % bzw. um 13 % im Cargo-Bereich. Für die US-Luftfahrt zeigte sich die IATA optimistisch, man erwarte aufgrund der frühen Restrukturierungsmaßnahmen einen Gewinn von USD 100 Mio., im Vergleich zu USD 5 Mrd. Verlust im Vorjahr.

Ford meldete, zahlreiche Interessenten für den Verkauf der schwedischen Tochter Volvo zu haben. Ein Abschluss der Verhandlungen sei jedoch noch in weiter Ferne. GM benötigt nun doch eine weitere Finanzspritze, wie viele Milliarden benötigt werden ist noch nicht bekannt. Man müsse jedoch am kommenden Dienstag ein umfassendes Sanierungskonzept präsentieren. GM gab zudem bekannt dass 7.500 Angestellte das Abfindungsangebot akzeptiert hätten.

Trotz jüngster Kursgewinne kein positives Umfeld für USInvestments

Das wirtschaftliche Umfeld hat sich in den letzten Monaten in den USA nicht verbessert. Die Arbeitslosenrate steigt weiter und wichtige Konjunkturdaten wie die Industrieproduktion zeigen
noch keine Anzeichen von Erholung. Die kleinen Verbesserungen bei einigen Stimmungsindikatoren sind nicht ausreichend, um eine nachhaltige Trendwende einzuleiten. Zudem hat sich die Finanzkrise in den letzten Monaten in den USA nicht entschärft. Es wäre illusorisch anzunehmen, dass sich die Probleme der amerikanischen Finanzindustrie in nur wenigen Quartalen auflösen würden. Daher ist es unrealistisch, eine baldige Erholung der Unternehmensgewinne oder Cash-Flows zu erwarten. Viel plausibler erscheint eine Fortsetzung der Rückgänge der Gewinne und Dividenden. Das ist definitiv kein positives Umfeld für langfristig ertragreiche Investitionen in Aktien, zumal die Bewertung von US-Aktien keinesfalls als attraktiv zu bewerten ist.

Auch wenn die aktuelle Marktphase den Anschein erweckt wird, der lange Abwärtstrend wäre damit zu Ende, so muss darauf hingewiesen werden, dass es sich hierbei voraussichtlich nur um eine technische Gegenreaktion handeln wird. Diese Reaktion täuscht über die Tatsache  hinweg, dass der fundamentale Ausblick nach wie vor düster ist. Neue Rückschläge sind zu erwarten, die jüngste Aufwärtsbewegung trägt alle Züge einer klassischen Bärenmarktrallye.