Klagenfurt - Die Bühne, reduziert auf einen schmucklosen Laufsteg, ein Bild schonungsloser Unausweichlichkeit: Regisseur Henry Mason belässt die 1928 in Berlin uraufgeführte Dreigroschenoper in ihrer zynisch anarchistischen Grundaussage. Bert Brechts blanker, zeitloser Spott an menschlichen Verirrungen und Unzulänglichkeiten offenbart sich eindrucksvoll in der bewusst ins Leere führenden Kulisse (Bühne: Heidrun Schmelzer). Das Gefühl trostloser Eindringlichkeit verstärken Jan Meiers Kostüme.

Die Protagonisten präsentieren sich als Models ihrer eigenen Charaktereigenschaften: Wenn sie sich in Positur werfen, kehren sie ihr Inneres nach außen, sezieren ihre eigenen Seelenzustände. Bis auf wenige Gags (köstlich etwa Queen Elizabeth als königlicher Bote) verzichtet Mason auf aktuelle sozialpolitische Anspielungen.

Nadine Zeintl ist eine großartige Polly, verkörpert unglaublich wandlungsfähig und temperamentvoll deren bedingungslose Liebe und gleichzeitige Unberechenbarkeit. "Firmenchef" Maximilian Hilbrand überzeugt als durchtriebener und wendiger Geschäftsmann Jonathan Peachum, seine Frau Celia (hervorragend Dagmar Hellberg) legt noch ein Stück Brachialgewalt nach. Verblüffend: die Anpassungsfähigkeit Erwin Windeggers als korrupter Polizeichef Tiger Brown. Boris Pfeifers Mackie Messer besticht mit seiner Darstellung des geradlinigen, bekennenden Gauners.

Authentisch die Interpretation von Kurt Weills Musik durch das Instrumentalensemble. Eine rundum gelungene Dreigroschenoper. (Bernhard Bayer, DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.03.2009)