Es dreht sich alles um ihn. Milo Djukanovic (47) regiert schon seit achtzehn Jahren abwechselnd als Staats- oder Regierungschef in Montenegro. Und daran dürfte sich auch nach den vorgezogenen Parlamentswahlen am kommenden Sonntag nichts ändern. Laut Meinungsumfragen ist die Frage nämlich nicht, ob Djukanovic zum sechsten Mal Ministerpräsident, sondern wie überzeugend seine "Demokratische Partei der Sozialisten" (DPS) siegen wird. Als Ziel hat sich die DPS die absolute Mehrheit im Parlament gesetzt.

Nur mit einer satten Mehrheit kann sich Montenegro gegen die Wirtschaftskrise behaupten, lautete die Begründung für die vorgezogenen Neuwahlen. Die zerstrittene Opposition meinte dagegen, der "König von Montenegro" und seine DPS wollten sich nur die Macht bestätigen lassen, bevor die Krise so stark zuschlägt, dass alle illegalen Machenschaften Djukanoviæs an die Oberfläche kommen.

Russisches Kapital

Vergebens beschuldigte ihn die Opposition seit mehr als einem Jahrzehnt, das Land auszuplündern, an Zigarettenschmuggel und anderen "Mafiageschäften" beteiligt zu sein: Djukanovic gewann eine Wahl nach der anderen, die internationale Beobachter stets als fair bezeichneten.

Djukanovic führte den Euro ein, obwohl Montenegro nicht zur Eurozone gehört. 2006 verkündete das Land nach einem Referendum die Unabhängigkeit von Serbien und peilte die Mitgliedschaft in der EU und der Nato an. Djukanovic öffnete Montenegro massiv für zwielichtiges russisches Kapital.

Und das könnte nun dem Land Schwierigkeiten bringen. Der russische Oligarch Oleg Deripaska hat in Montenegro in den vergangenen Jahren massiv investiert und eine Aluminiumfabrik gekauft. In der Krise verlor er aber über zwanzig Milliarden Dollar. Mit der Regierung verhandelte er zuletzt um einen 20-Millionen-Euro-Kredit, weil er die Stromrechnung in seiner Fabrik nicht mehr bezahlen konnte. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.3.2009)