Fabi kiefelt an seinem Bleistift. Heute ist bei der Deutsch-Hausübung das "ie" dran. Rund um den Siebenjährigen sitzen 13 andere Kinder über ihre Hefte und Bücher gebeugt, drei lesen in der Spielecke. Es ist Lernstunde im Hort der Volksschule Angermayergasse im 13. Wiener Gemeindebezirk. Täglich nach dem Mittagessen werden die Essplätze abgewischt und zu Schreibtischen umfunktioniert. Nur die Entspannungsmusik ist zu hören. Betreuerin Edith sitzt mit den lernschwächeren Kindern an einem Tisch, die anderen kommen zu ihr, wenn sie Fragen haben oder mit der Hausübung fertig sind.
Edith hat fünf Jahre Pädak und eine Zusatzausbildung zur Hortpädagogin absolviert - wie in den Horten der MA 10 mit Gruppen zu je maximal 25 Kindern üblich. Am Standort Angermayergasse gibt es nur diese eine Hortgruppe, die Kinder, sechs bis zehn Jahre alt, werden gemeinsam betreut. Assistentin Sabine unterstützt Edith. Für die Betreuung bis 18 Uhr zahlen die Eltern bis zu 148 Euro im Monat, plus 57 Euro für das Essen.
Wer mit der Aufgabe fertig ist, beschäftigt sich einstweilen still. Je mehr Kinder ihre Pflichten erfüllt haben, desto weniger kann man die Panflötenmusik aus der Musikanlage noch hören. Edith muss mehrmals zur Ruhe mahnen. Amelie und Caroline merken von all dem nichts, so vertieft sind sie ins Malen."Und im Sommer draußen sein" mag Amelie. Auf der riesigen Spielwiese und im Schwimmbecken. Wenn das Wetter nicht mitspielt, wie derzeit, ist es "manchmal schon ein bisschen fad" .
Viel gemalt wird auch in der Ganztagsbetreuung der Volksschule Wulzendorfstraße in Wien-Donaustadt. Hier starren bunte Fußabdrücke mit Plastikaugen den Besucher in dem breiten Gang an, der zu den fünf Gruppenräumen und dem Speisesaal führt. Dort kleben Poster mit aufgemalten Früchten in knalligen Farben. Einige Kinder fabrizieren gerade mit klebrigen Fingern Apfeltaschen.
Alle zwei Wochen wird gekocht. "Die Kinder lieben es" , sagt Betreuerin Bettina. Sie ist Hortpädagogin, was unter ihren Kollegen, die von der Wiener Kinder- und Jugendbetreuung gestellt werden, kein Muss ist. Der Verein, eine 100-Prozent-Tochter der Stadt Wien, beschäftigt großteils Quereinsteiger. Dass diese nur eine viermonatige Ausbildung machen müssen, wird oft kritisiert. So wehren sich Eltern, deren Kinder die Volksschule Bendagasse im 23. Bezirk besuchen, derzeit massiv gegen die Schließung des dortigen Hortes und die Übernahme der Nachmittagsbetreuung durch den Verein.
Leiter Vojislav Brković zeigt stolz den Turnsaal der Volksschule in der Wulzendorfstraße her, der "alle Stückerln spielt" , und den großzügigen Garten mit Fußballrasen. "Es ist wichtig, den Kindern einen Ausgleich zum Unterricht zu geben" , sagt Brković. Vor der Lernstunde gibt es daher auch dreißig Minuten "Tobstunde" . "Da darf auch mal geschrien werden." Nach dem Lernen wird wieder Sport angeboten. In anderen Einrichtungen, erzählt ein Mitarbeiter, sei der Platz oft geringer. "Da muss man dann gestaffelt in den Hof."
Abholen ist immer schwierig
Lisa-Maries Vater ist mit der Betreuung seiner Tochter "sehr zufrieden" . Die monatlichen Kosten: 147 Euro plus Essensbeitrag. Bis 17 Uhr können die Kinder, die mit maximal 18 anderen in einer Gruppe sind, bleiben. "Als einmal ein Unfall auf der Südosttangente war, war halb sechs auch kein Problem" , erzählt ein anderer Vater. "Wenn beide berufstätig sind, ist das Abholen immer schwierig, es ist wichtig, dass es nicht später wird. Aufgaben werden hier zwar gemacht, aber kontrollieren und üben muss man doch zu Hause." Beschwerden wegen der Öffnungszeiten gab es laut Brković "noch nie" . Nächstes Schuljahr wird eine sechste Gruppe eröffnet. (Gudrun Springer/ DER STANDARD-Printausgabe, 28./29. März 2009)