Make no mistake, "wir werden euch besiegen": Es klingt wie Bush, aber es ist Obama. Der US-Präsident, der mit beinahe acht Jahren Kriegs- und Terrorrhetorik seines Vorgängers brechen will und nun nach Europa kommt, hat die demonstrative Entschlossenheit von George W. Bush übernommen, aber ihr einen anderen Inhalt gegeben. Schluss mit Alleingängen und Freund-Feind-Denken, vorbei die Zeiten eines politischen Fassadenwechsels wie in Afghanistan - Demokratie und "Befreiung", möglichst billig, möglichst schnell. Die Europäer haben lange darauf gewartet. Ob sie bereit sind, Barack Obama zu unterstützen, ist eine andere Frage.

Schneller, seriöser und effizienter als jede US-Regierung, die in den vergangenen 20 Jahren angetreten ist, hat Obamas Team auch die Neubewertung der Afghanistan-Politik der USA abgeschlossen. Der neue Präsident weiß, dass ihn die Amerikaner nicht wählten, damit er die Truppen aus dem Irak abzieht und stattdessen den Krieg in Afghanistan ausweitet. Obama argumentiert deshalb mit der Bedrohung der USA durch das Terrornetz Al-Kaida, wie es Bush nach den Anschlägen von 9/11 tat.

Bushs Fehler in Afghanistan, über die Sicherheitsexperten nun im Nachhinein noch streiten, die Vernachlässigung der Drogenbekämpfung, die Tolerierung der korrupten, von den USA installierten Regierung in Kabul, die Idee, man könne Afghanistan mit einer nur 50.000 Mann kleinen neuen nationalen Armee irgendwie sicher machen - all dies dient Barack Obama nun zur Begründung seines neuen Kurses für Afghanistan.

Neben der kriegsmüden, ungleich mehr mit der Wirtschaftskrise beschäftigten amerikanischen Öffentlichkeit wird Obama jetzt die Europäer für die neue Kraftanstrengung gewinnen müssen. Amerika hat endlich einen Plan für Afghanistan, hat es aber auch Verbündete? Drei Herausforderungen müssten die USA und die Nato, die in Afghanistan weiter die internationale Schutztruppe führt, meistern: Hamid Karsai ersetzen oder den afghanischen Präsidenten zumindest zwingen, gegen die Korruption in seinem Lager zu kämpfen; Pakistan stabilisieren und den Taliban ihren Rückzugsraum wegnehmen; die Lasten innerhalb der Nato-Truppen in Afghanistan gerechter verteilen.

Der US-Präsident habe "keine konkreten Forderungen" an Deutschland gestellt, erklärte der Regierungssprecher in Berlin erleichtert. Tatsache ist, dass die einen kämpfen, die anderen Patrouille fahren in Afghanistan. Für das Nato-Bündnis ist das auf längere Sicht schwer erträglich. (DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.3.2009)