Der Fokus liegt auf der eigentlichen Aufnahme, der Rest an Störgeräuschen soll weg.

Foto: Vision in Concept

Die Welt ist voller Nebengeräusche. Viele davon stören. Zum Beispiel, wenn dutzende Journalisten-Mikrofone um die größtmögliche Nähe zu jener Person buhlen, aus deren Mund sie sich einen "Sager" erwarten. Dabei kann es leicht zu "Rumpelgeräuschen" kommen, die bei der Übertragung das Zitat verstümmeln, ganz zu schweigen davon, wenn jemand in unmittelbarer Nachbarschaft einen Niesanfall bekommt. Die Sendetauglichkeit ist dahin.

Online-Restaurierungsservice

Ein Fall für die "Ton-Detektive" von Vision in Concept, die seit kurzem einen Online-Restaurierungsservice anbieten. Kunden können ihre schlecht verständlichen Tondateien an die Server des Wiener Soundspezialisten schicken, wo sie "in einer komplizierten Maschinerie mit enormer Rechenleistung und Spezialsoftware" wieder hörbar gemacht werden, erläutert Horst Pfaffelmayer, dem gemeinsam mit Gustav Wirtl das Unternehmen gehört. Ein Journaldienst sorgt dafür, dass in dringenden Fällen Audiofiles innerhalb eines Tages bearbeitet werden.

Auf den Aufwand kommt es an

Die Kosten sind abhängig von Umfang des Materials und der Schwere der Geräuschstörungen. Für kurze, einfache Stücke liegen die Kosten um die 20, 30 Euro. Wer das Video mit Onkel Pauls launischer Ansprache bei seinem 80er ohne schmatzende Nebengeräusche für die Nachwelt erhalten möchte, zahlt rund 90 bis 100 Euro. Pfaffelmayer kam über die Nachbearbeitung von Musikstücken (von den Söhnen Mannheims bis zum Londoner Symphonieorchester) zur "O-Ton"-Restaurierung. Diese gewinnt zunehmend für die Bearbeitung von Podcasts (kleine Hörstücke, die etwa Radiostationen zu spezifischen Themen zum Herunterladen über das Internet bereitstellen) an Bedeutung: "Handys oder MP3-Player, auf denen die Podcasts abgehört werden, haben immer kleinere Lautsprecher, die sehr sensibel auf Nebengeräusche reagieren", erläutert er.

Gutachter für Gericht

Auch für andere Bereiche kann die Audiorestaurierung sinnvoll sein. Der Tonspezialist arbeitet auch als Gutachter für Gericht. Zum Beispiel um akustisches Beweismaterial (etwa Mitschnitte von Gesprächen) verwertbar zu machen oder herauszufinden, ob Aufnahmen manipuliert wurden. Großes Interesse an dem Service kommt derzeit aus Deutschland. Pfaffelmayer und sein Team denken aber schon darüber nach, die Fühler in internationalere Gefilde auszustrecken.(Karin Tzschentke/DER STANDARD, Printausgabe vom 28./29.3.2009)