Meran - Mit einer außerordentlichen Landesversammlung versucht sich die Südtiroler Volkspartei heute, Samstag, in Meran ein neues Erscheinungsbild zu geben. Bei dem Reformparteitag soll unter anderem die Basis stärker eingebunden werden. Gleichzeitig ist die seit 1945 mit absoluter Mandatsmehrheit im Landtag regierende SVP im Umfragetief: Würde der neue Landtag jetzt bestellt, so käme sie nach einer von der Tageszeitung "Dolomiten" in Auftrag gegebenen Umfrage nur noch auf 46 Prozent und die absolute Mehrheit an Sitzen wäre verloren. Lachende Gewinner wären die Freiheitlichen, die auf 19 Prozent zulegen könnten und zu sechst oder gar siebt im Landesparlament säßen.

Durchgeführt wurde die Umfrage vom Linzer Meinungsforschungsinstitut "Market". Demnach ist es der SVP nicht gelungen, sich von ihrer Schlappe bei der Landtagswahl im Oktober 2008 zu erholen, sondern ist vielmehr weiter ins Stimmungstief abgerutscht. Würde der neue Landtag erst diesen Sonntag bestellt, so käme die SVP landesweit nur mehr auf 46 Prozent der Stimmen. Mitberücksichtigt in der Hochrechnung wurde dabei, dass bei Landtagswahlen auch Italiener dem Edelweiß ihr Vertrauen schenken. Mit einem Wahlergebnis dieser Art wäre die SVP ihre absolute Mehrheit an Sitzen im Landtag los, die sie im Herbst mit 48,1 Prozent und dank Restmandat noch verteidigen konnte.

SVP-Stimme und Bildungsstand

Je höher der Bildungsstand, desto weniger geben Herr und Frau Südtiroler der SVP die Stimme. Je jünger der Wähler, desto weniger kreuzt er das Edelweiß an. Die Blauen konnten in den letzten fünf Monaten von der Kellerfahrt der SVP am meisten profitieren. Würde am Sonntag ein neuer Landtag bestellt, so könnten sie von 14,3 Prozent im Herbst auf 19 Prozent und damit auf sechs bis sieben Mandate aufstocken.

Obmann bekennt sich zur Autonomie

Obmann, LAbg. Elmar Pichler Rolle bekannte sich seiner Rede vor den rund 1.000 Delegierten nachdrücklich zur Autonomie des Landes. Sie habe Südtirol mehr Kompetenzen gebracht als sie etwa das Bundesland Tirol oder der Freistaat Bayern hätten. Es sei "illusorisch", im heutigen Europa Staatsgrenzen zu verschieben, meinte Pichler Rolle im Hinblick auf die in Südtirol wieder aufgeflammte Diskussion um eine Unabhängigkeit von Italien.

Südtirol habe sich die Autonomie "hart erkämpft". Der SVP-Obmann nannte dabei die Unterstützung Österreichs, der Vereinten Nationen, der Freiheitskämpfer und des Langzeitlandeshauptmannes Silvius Magnago. Der europäische Einigungsprozess lasse sich nicht aufhalten. Auch deshalb müsse der Weg zu größtmöglicher Eigenständigkeit fortgesetzt werden. Pichler Rolle nannte die Übernahme von Post, Rundfunk und Polizei als Ziel. "Wir wollen ein eigenständiges Südtirol", sagte er.

Stellung bezog der SVP-Obmann, der trotz bisher mangelnder Unterstützung aus den Bezirken am 18. April neuerlich für das Obmannamt kandidieren will, auch zu den schlechten Umfragewerten seiner Partei. 46 Prozent ohne Wahlkampf würden bei einer tatsächlich stattfindenden Wahl auch ein entsprechend besseres Ergebnis erwarten lassen. Außerdem solle das Ergebnis der Landtagswahl vom vergangenen Oktober nicht schlecht geredet werden. Immerhin habe die SVP die absolute Mandatsmehrheit behalten, betonte Pichler Rolle. (APA/red