Tallinn - Der wegen der Beteiligung an Massendeportationen nach Sibirien in seiner Heimat Estland vor Gericht stehende Cousin des ehemaligen estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri, Arnold, ist am Freitagabend 89-jährig gestorben. Laut der baltischen Nachrichtenagentur BNS litt Meri an Lungenkrebs.

Arnold Meri wurde im August 2007 in Tallinn wegen Beteiligung am Völkermord angeklagt. Der überzeugte Kommunist hatte zugegeben, im Jahr 1949 beim Abtransport von 251 Esten von der Insel Hiiumaa in sibirische Gulags mitgeholfen zu haben. Meri rechtfertigte sich bis zuletzt damit, die Verschleppungen seien nicht wie von der Staatsanwaltschaft behauptet "Völkermord" gewesen, sondern eine Alternative zu Blutvergießen.

Vergangene Woche fanden im Baltikum zahlreiche Gedenkveranstaltungen an die Massendeportationen aus Estland, Lettland und Litauen während der Stalinzeit statt. Die größte Verschleppungswelle ereignete sich im März 1949, bei denen über 90.000 Menschen unter Zwang aus ihrer Heimat entfernt wurden. In den baltischen Staaten werden die Verbrechen der Stalinzeit auch offiziell häufig mit dem Völkermord an den Juden verglichen. (APA)