Acht von zehn Österreichern wünschen sich ein Einfamilienhaus. Doch das Haus mit Garten ist nur eine von vielen Wohnoptionen, um sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Ein Überblick – Von Fabian Wallmüller

Flachdach oder Satteldach? Leichtbau oder Massivbau? Rustikal oder doch modern? Wer ein Haus bauen will, der muss im Vorfeld viele Fragen klären. Allen Erwartungen zum Trotz ist das klassische, frei stehende Einfamilienhaus auf der grünen Wiese nicht immer die beste Lösung, um allen individuellen Wünschen ausreichend gerecht zu werden.

Oft sind Grünflächen eher eine Last

Einige grundlegende Fragen sollten daher nicht außer Acht gelassen werden. Zum Beispiel: Braucht man überhaupt einen Garten? "Oft sind Grünflächen eher eine Last", weiß Wolfgang Köck vom Architekturbüro Pentaplan in Graz. "Gerade Erwerbstätige oder ältere Menschen haben oft nicht die Zeit oder die nötige Energie dafür." Ein geschützter Innenhof wie man ihn etwa in einem Atriumhaus vorfindet, kann hier womöglich vollwertigen Ersatz schaffen.

Atriumhäuser sind seit der Antike beliebt

"Atriumhäuser sind seit der Antike beliebt", erzählt Köck, "bei uns kennt man sie vorwiegend von den Hofhäusern im Burgenland." Vorteile bietet das Atriumhaus vor allem dann, wenn das Grundstück für einen Garten zu klein ist oder wenn das Geld dafür nicht reicht. Gerade im dicht bebauten Speckgürtel rund um die Stadt wird das Atriumhaus damit zur sinnvollen Alternative zum Einfamilienhaus. Köck: "Bei gleicher Qualität ist eine dreimal höhere Bebauungsdichte möglich."

Wintergarten auch für die kalte Jahreszeit

Wird das Atrium mit einem Schiebedach versehen, was technisch längst keine Schwierigkeit mehr darstellt, kann es als Wintergarten auch während der kalten Jahreszeit bewohnt werden. "Die Nachteile der größeren Außenfläche können so kompensiert werden", erklärt Köck. Mit einer Überdachung des Atriums sei sogar Passivhaus-Standard möglich.

Teurer als kompakte Eigenheime

Das sind Maßnahmen, die freilich ins Geld gehen. Atriumhäuser sind dementsprechend teurer als kompakte Eigenheime vergleichbarer Größe. "Wegen der größeren Fassadenflächen muss man beim Atriumhaus mit etwa zehn Prozent höheren Baukosten rechnen", erklärt Köck. Ebenfalls zu bedenken sei, dass der Grundriss weniger kompakt als in einem herkömmlichen Haus ist.

Muss ein Haus immer auf der Erde stehen?

Eine überlegenswerte Alternative betrifft auch die Konstruktion des Traumhauses: Muss ein Haus eigentlich immer auf der Erde stehen? Das Bauen in die Höhe ist nicht nur in Hochwassergebieten von Vorteil. "Gerade im Flachland kann man durch eine geschoßhohe Aufständerung des Hauses mehr Ausblick gewinnen", erzählt Katharina Bayer vom Wiener Architekturbüro einszueins. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus Zilker hat Bayer bereits zwei derartig erhöhte Badehäuser realisiert.

Hauseingang im ersten Stock

"Die Fläche unterm Haus kann als überdachter Auto-Abstellplatz oder als geschützter Freibereich für Sommerfeste genutzt werden", erläutert Bayer. Auch kleine Lagerräume haben Platz unterm Haus, was bei Grundwasser besser und weitaus billiger als ein Keller ist. Feuchte aus dem Erdreich bleibt dem Haus auf Stelzen fern. Einziger Nachteil: Der Boden des Hauses liegt an der kalten Außenluft. "Für ein Sommerhaus ist das okay, ein Passivhaus lässt sich bei dieser Konstruktion aber nur mit hohem Aufwand bauen", erklärt Bayer.

Wohnbereiche auf mehreren Ebenen

Bei einem Badehaus in Altenberg an der Donau galt es darüber hinaus, unterschiedliche Wohnbereiche auf mehreren Ebenen zu organisieren. einszueins entschieden sich für das Prinzip des Split-Levels, bei dem die Ebenen des Hauses um je ein Halbgeschoß zueinander versetzt werden. Anstelle eines Stiegenhauses verbinden kurze Treppenläufe die Halbgeschoße. "Getrennte Bereiche können so visuell miteinander verbunden werden", sagt die Architektin.

Nicht barrierefrei

Interessant sind Split-Levels vor allem bei Hanglage. Auf diese Wiese lassen sich Niveauunterschiede im Haus effizient und räumlich ansprechend überwinden. Allerdings gilt es zu beachten, dass Split-Level-Häuser ebenso wie aufgeständerte Eigenheime wegen ihrer Stiegen nicht barrierefrei sind – ein Umstand, der bei der Wohnbauförderung von Einfamilienhäusernbislang noch keine Abstriche nach sich gezogen hat. Wie lange noch, bleibt abzuwarten.(Fabian Wallmüller, DER STANDARD, Printausgabe 28/29.3.2009)