Budapest - Der scheidende ungarische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany ist auch als Parteichef seiner Sozialistischen Partei (MSZP) zurückgetreten. Gyurcsany, der in der Vorwoche seinen Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten angekündigt hatte, teilte Samstagabend nach einer Sitzung des Parteipräsidiums mit, dass er als Chef der MSZP zurückgetreten sei. Die Sozialisten würden bereits nächste Woche einen neuen Vorsitzenden wählen.

Zuvor hatte die ungarische Tageszeitung "Nepszsabadsag" berichtet, der Regierungschef habe Agrarminister Jozsef Graf als Nachfolger für das Amt des Regierungs- und Parteichefs empfohlen. Er hatte sich entschieden dagegen ausgesprochen, die beiden Ämter zu trennen. "Ich bestätige meinen Rücktritt", erklärte der Vorsitzende der ungarischen regierenden Sozialisten (MSZP), Ferenc Gyurcsany, Samstagabend in Budapest. Laut Gyurcsany beginne nun eine "sehr temporeiche, gute Periode, die hoffentlich erfolgreich wird". Die MSZP werde am kommenden Wochenende einen neuen Parteichef wählen, betonte Gyurcsany und gab keine Antwort auf die Frage, ob Wirtschaftsminister Gordon Bajnai Kandidat für den Posten des neuen ungarischen Regierungschefs sei.

Die Sozialisten würden eine Mehrheit für den neuen Kandidaten sichern, betonte der Premier, der letzte Woche seinen Rücktritt als Ministerpräsident angeboten hatte. In den kommenden 12 Stunden würde über die Person des neuen Regierungschefs entschieden, wobei noch Konsultationen anstünden.

Ferenc Gyurcsany wurde beim Verlassen des MSZP-Parteisitzes von Demonstranten mit Eiern und Buh-Rufen empfangen. Wie die ungarische Nachrichtenagentur MTI berichtet, würden die Sozialisten gegenwärtig über drei mögliche Kandidaten für das Amt des Regierungschefs verhandeln. Als Namen werden Verteidigungsminister Imre Szekeres, Wirtschaftsminister Gordon Bajnai und Kanzleiminister Peter Kiss genannt.

(APA)